Flotte Komödie "Das perfekte Dreieck" im Kleinen Theater

"Der Mann, das bekannte Unwesen" - Harold ist alles andere als eine Ausnahmeerscheinung. Ein Mittvierziger von durchschnittlicher Attraktivität und sehr durchschnittlichem Verstand mit einer Geliebten, die seine Tochter sein könnte.

 Perfektes Dreieck: (von links) David Imper, Myriam Stark und Dirk Waanders.

Perfektes Dreieck: (von links) David Imper, Myriam Stark und Dirk Waanders.

Foto: Marc Pierre Müller

Bonn. "Der Mann, das bekannte Unwesen" - Harold ist alles andere als eine Ausnahmeerscheinung. Ein Mittvierziger von durchschnittlicher Attraktivität und sehr durchschnittlichem Verstand mit einer Geliebten, die seine Tochter sein könnte. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass die reiche Helen ihn geheiratet, ihm einen gut bezahlten Job in der Firma ihres Vaters verschafft hat und seine außerehelichen Eskapaden seit Jahren mit Fassung erträgt.

Dem notorischen Ehebrecher auf die Schliche zu kommen, ist freilich nicht schwer. Zumal Helen im Kopfrechnen deutlich besser ist und sogar über einen mechanischen "Sexdetektor" verfügt, was den gutgläubigen Harold zu einer pikanten Notlüge treibt. Womit der Spaß erst richtig beginnt. Die flotte kleine Komödie "Das perfekte Dreieck" von dem in Brasilien geborenen, seit 1952 in Israel lebenden Autor Arieh Chen hat im Kleinen Theater Bad Godesberg der bekannte Regisseur Volker Bohnet inszeniert.

Eintrittskarten Karten erhältlich unter der Rufnummer (02 28) 36 28 39.Harold (Dirk Waanders) turtelt mit seiner lebenslustigen Milly (entzückend: Sigrid M. Messner). Die Kleine ist Malerin von mittelmäßigem Talent und scharf auf einen potenten Typen mit solide gefülltem Konto. Außerdem hat sie einen treuen Freund, der immer im richtigen Moment durchs Fenster hereinschneit. Peter heißt dieses reizende Flugobjekt, das dem weiblichen Geschlecht nicht zugetan ist und deshalb ein blitzgescheiter Frauen- und Männerversteher ist.David Imper verkörpert den schwulen Sunnyboy einfach hinreißend, weil er ihn vergnügt in der Schwebe hält zwischen echtem Männerfreund und allen notgedrungen gespielten Homosexuellen-Klischees. Der hochgebildete Junge hat Format und einen schwarzen Humor, dem sogar seine geliebte Mama im noblen Cambridge zum Opfer fällt, was möglicherweise die etwas weniger noble Cambridge-Bar gleich um die Ecke meint.

Als brillante Spielerin in den wechselnden Allianzen erweist sich Myriam Stark als sehr weibliche Helen. Ihre Verwandlung von der naiven Eifersuchtsfurie zur mütterlichen Beschützerin aller verfolgten sexuellen Minderheiten bewältigt sie mit unwiderstehlicher Eleganz. Unterstützt durch die raffinierten Kostüme von Sylvia Rüger: Helen besteht auf einem liberal gelben Pullover für den Lover ihres Angetrauten und besorgt sich ihren schwarzen Anzug gleich beim Herrenausstatter, bevor sie das Liebesnest der vermeintlich zärtlich verbundenen Männer besichtigt und Milly Aktmodell steht für das perfekte Trio: Der Homosexuelle mit seinem Mann und seiner Frau.

Termine Aufführungen bis zum 26. Mai 2010 fast täglich.Das Gemälde ist zwar unter künstlerischen Gesichtspunkten nicht marktfähig, kriegt aber einen teuren Ehrenplatz in Helens geschmackvoller Sammlung. Zumal die schlaue Dame beschließt, Peter zwecks innenarchitektonischer Beratung im schicken eigenen Haus einzuquartieren - für die schnellen Wechsel von der bescheidenen Chelsea-Mansarde zum gepflegten Londoner Upper-Class-Ambiente sorgt das pfiffige Einheitsbühnenbild von Katrin Reimers.Ein ganz normaler Hetero mit Hang zu libidinösen Abschweifungen vom nüchtern-lukrativen Ehealltag (unterstützt je nach Lage von Champagner, Whisky oder Tee) hat's nicht leicht, wenn die Gattin maßlos tolerant wird. Dirk Waanders besteht bravourös alle Proben auf die geschlechtliche Identität seines schwankenden Harold. Nur auf Fotos von heiklen Glücksmomenten sollte er demnächst verzichten.

Wie das schönste Call-Girl Londons namens Schmusi (mit vollem Körpereinsatz: Barbara Maria Sava) ihn auf die Probe stellt und im munteren Schauspieler-Quintett weiter mitmischt, sei hier nicht verraten. Das Vermögen von Helens Papa (Walter Ullrichs Stimme aus dem Off) reicht sowieso für fünf in diesem amüsanten Dreieck, das nebenbei hübsch ironisch die ach so freisinnige Verlogenheit der Toleranzgesellschaft entlarvt. Leichtfüßig mit viel Tempo und Witz, und das ist auch gut so.

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