Klavierabend in der Post Tower Lounge Form und Fantasie

Beim zweiten Abend in der Reihe "Junge Bühne" war der junge Pianist Alexander Maria Wagner zu Gast. In Bonn ist er kein Unbekannter, da er bereits seit Jahren Künstler des Netzwerks Ludwig van B. ist und im Rahmen der Veranstaltungen des Netzwerks öfter zu Gast war.

Und auch in diesem Fall hatte Solveig Palm bereits früh einen guten Riecher bewiesen. Inzwischen ist der junge Pianist und Komponist, der zunächst bei Franz Hummel studiert hat, Student am Salzburger Mozarteum. Wagner, der in diesem Jahr auch an dem Improvisationsworkshop im Rahmen des Beethoven-Campus teilgenommen hatte, widmete sich in seinem Programm eher düsteren Werken, bei denen aber auch die Gegenüberstellung von Form und Fantasie immer wieder eine Rolle spielte.

So eröffnete er den Abend mit Johann Sebastian Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903. Sehr frei, aber immer klar und durchsichtig gestaltete er die beiden Sätze, wobei die Fuge wunderbar schlicht gelang.

Ausdrucksstark folgten die Drei Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms. Hier verblüffte Wagner mit seiner Fähigkeit, einander von Tempo und Stimmung her ähnliche Stücke bis aufs Feinste ausdifferenziert zu gestalten.

Mit viel Drama und eindringlich gelang ihm zum Ende des ersten Teils Leos Janaceks selten gespielte Klaviersonate, worauf Wagner eine eindrucksvolle Eigenkomposition folgen ließ, eine Fantasie über dessen 2. Streichquartett, "Intime Briefe".

"Versunken in Mozart", so möchte man die erste halbe Stunde nach der Pause betiteln. Auch hier widmete sich Wagner mit der Fantasie c-Moll KV 475 und der Sonate Nr. 14 c-Moll KV 457 dem Gegensatz zwischen freier und strenger Form sowie den eher düsteren Tönen. Mit seiner großartigen Umsetzung zog er das Publikum völlig in seinen Bann.

Den Abend beschloss der Pianist mit Sergei Prokofiews berühmtester Klaviersonate, die den Beinamen "Stalin-Sonate" trägt. Auch hier bewies er noch einmal sein technisches und interpretatorisches Können mit gegeneinander laufenden Stimmen im ersten Satz, einem fast schon friedlichen Mittelsatz und rhythmischer Raffinesse im Finalsatz.

Ein großartiger und runder Klavierabend, den Alexander Maria Wagner nahezu mit Leichtigkeit bewältigt hatte - erst nach drei Zugaben ließ das Publikum ihn gehen.

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