Alanus Hochschule Fotoausstellung von Patienten mit Depressionen

ALFTER · "Vom Schnappschuss zur Fotocollage" - so heißt die Fotoausstellung, die bis Montag, 22. Juli, in der Alanus Hochschule, Fachbereich Künstlerische Therapien, zu sehen ist. Grundlage sind Arbeiten von Patienten der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn.

 Kathrin Seifert, promovierte Kunsttherapeutin und Studienleiterin, vor einem der Bilder.

Kathrin Seifert, promovierte Kunsttherapeutin und Studienleiterin, vor einem der Bilder.

Foto: Wolfgang Henry

38 stationär aufgenommene Patienten mit Depressionen nahmen an einer Form der Kunsttherapie teil, die in den 80er Jahren in den USA entstand: die Fototherapie. Kathrin Seifert, promovierte Kunsttherapeutin und Studienleiterin, präsentierte die Ergebnisse am Dienstagabend in einem Vortrag und führte durch die Ausstellung.

In ihrem Projekt wurden die Patienten in die Grundlagen der Fotografie eingeführt und ermutigt, zu fotografieren. Dies konnte auf gemeinsamen Spaziergängen in den Wald geschehen oder auch in der nächsten Umgebung der Patienten. Vorteil der Methode: Die Hemmschwelle ist niedrig.

"Knipsen kann jeder", brachte es Kathrin Seifert auf den Punkt. Anschließend konnten die Fotos bearbeitet werden, sei es am Computer oder manuell mit den Mitteln der Collage. Seifert schilderte, dass die Patienten Antriebsschwächen überwanden und Eigeninitiative entwickelten: Viele brachten ihre eigenen Rechner mit und zeigten sich gegenseitig, wie man mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop arbeitet.

Fast alle Patienten entwickelten im Laufe der sechswöchigen Therapie Themen, die in der Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung und ihrer Lebensgeschichte wichtig waren. Der 29-Jährige etwa, der als Kind aus dem Libanon nach Deutschland kam, und immer wieder Wege fotografierte. Sein Ausstellungsbild sind Waldwege, die teilweise durch ein grünes Stück Stoff voneinander getrennt sind. Das Bild symbolisiert die zwei Welten, in denen er lebt, und die er verbinden möchte. Eine andere Patientin fotografierte unter dem Motto "Innere Mitte" Baumstämme, die sie zum Teil mit Photoshop bearbeitete.

Die Therapie zeigte laut Seifert Wirkung: Die Depressionen hatten sich nach Abschluss des Projekts leicht gebessert. Auch nach Beenden der Therapie fotografierten viele weiter, einige versuchten sich sogar in anderen künstlerischen Disziplinen wie dem Malen.

Info: Die Ausstellung ist bis Montag, 22. Juli, auf dem Campus II der Alanus Hochschule, Atelierhaus Kunsttherapie, Villestraße 7, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mo., Di. und Fr. von 8 bis 11 Uhr, Do. von 13 bis 16 Uhr und nach Voranmeldung unter 02222/93211800 oder -1808 . Der Eintritt ist frei.

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