Monster und Mythos Frankenstein-Festival in Bonn startet im Juni

Bonn · In der Brotfabrik wird vom 3. bis 9. Juni das erste Bonner Frankenstein-Festival gefeiert. Neben viel Filmmaterial wartet auf die Besucher jede Menge Hintergrundwissen.

 Frankensteins Monster, hier von Boris Karloff in James Whales Film "Frankenstein" (1931) interpretiert, verkörpert die urmenschliche Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Frankensteins Monster, hier von Boris Karloff in James Whales Film "Frankenstein" (1931) interpretiert, verkörpert die urmenschliche Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

Der Sommer 1816 ist gar keiner. Gewitterregen setzen die illustre Gesellschaft in der Villa Diodati des skandalumwitterten Lord Byron eben dort fest. Die Idee des Hausherren, jeder solle seine ganz persönliche Schauergeschichte schreiben, verspricht zumindest willkommene Abwechslung. Und sie markiert die "Geburtsstunde eines Romans, der seither Geschichte geschrieben, unverkennbar Einflüsse auf Literatur und Populärkultur genommen hat und neben Bram Stokers "Dracula" als zweiter große Archetypus des modernen Horrorgenres gilt. Mary Shelleys "Frankenstein oder Der moderne Prometheus" wurde am 1. Januar 1818 veröffentlicht: anonym, weil die Autorin nicht zu Unrecht annahm, die Geschichte würde nicht ernst genommen, wenn man wüsste, dass sie aus der Feder einer Frau stamme.

200 Jahre später tritt Johannes Neubert - Autor und Regisseur des am Londoner Bridewell Theatre ansässigen Ensembles Lost in Time - dem entschieden entgegen. Nicht nur, weil Shelleys Geschichte über die moralischen Grenzen wissenschaftlichen Ehrgeizes mit Blick auf die Forschungen und Diskussionen zur Künstlichen Intelligenz aktueller kaum sein könnte. Nein, er geht sogar noch einen Schritt weiter und macht aus Shelleys Hauptfigur eine Frau. Aus Victor wird Victoria Frankenstein. Auch sie versucht, das Geheimnis der Unsterblichkeit zu lüften. Als sie von der Universität geworfen wird, nimmt sie sich vor, ihre Thesen in einem gefährlichen Experiment zu beweisen.

Originalfassung beim Festival

Dass Schöpfer und Geschöpf bis heute oft verwechselt und Letzteres missverständlich als Frankenstein geführt wird, ist dem 1931 von James Whale inszenierte Horrorfilm zuzuschreiben. Boris Karloffs Monster war Inspiration für zahlreiche Versionen der Kreatur. Beim Bonner Frankenstein-Festival wird die englischsprachige Originalfassung gezeigt.

Zusätzlich zum Theater- und Filmangebot in der Brotfabrik zum 200-jährigen Jubiläum von Mary Shelleys Frankenstein richten deutsch- und englischsprachige Vorträge den Fokus auf die Rezeptionsgeschichte des Romans, auf künftige Möglichkeiten und ethische Fragen zur künstlichen Intelligenz, auf Namen und Identitäten der Romanfiguren sowie auf die Rolle der Frau in der Wissenschaft.

So zum Beispiel beim fiktiven Gedankenaustausch von Mary Shelley und Ada Lovelace, den Frauen hinter der Science Fiction. Bemerkenswert ist, dass es sich bei Miss Lovelace um eine britische Mathematikern und eine der Pionierinnen der Programmierens handelt; geboren am 10. Dezember 1815 als Augusta Ada Byron. Als Tochter des Dichters, in dessen Haus alles begann ...

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