53. Ausgabe der Pantheon-Vorleser im WDR Freunde der gepflegten Wort-Anarchie

Sinn wird überbewertet. Braucht man nicht. Wozu auch? Hallo Chaos und Wort-Anarchie, willkommen auf der Lesebühne. So zumindest scheint es Jan Philipp Zymny zu sehen, der jetzt als einer von vier Gästen bei der 53. Ausgabe der Pantheon-Vorleser im WDR seine abenteuerliche Prosa vortrug.

Der Sieger des weltgrößten Poetry-Slams hatte es sich zum Ziel gemacht, sein Publikum zu verwirren - was ihm auch meisterhaft gelang. Keine Frage: Wenn aus Kindern plötzlich Bären werden, Wasser aus Holz ist und der Mond durch Beschimpfungen zum Abnehmen gezwungen wird, hat der Wuppertaler Wuschelkopf seine Finger im Spiel. So absurd waren seine Einfälle, dass nicht nur die Zuhörer im Saal, sondern auch Gastgeber Horst Evers und Zymnys Tischpartner Moritz Netenjakob, die ja beide selbst ein Händchen für Skurrilität besitzen, sich nur mit Mühe auf ihren Stühlen halten konnten.

Im Verlauf des Abends schwand der Nonsens zusehends zugunsten fein pointierter Satire, auch wenn er - zum Glück - nie vollständig die Bildfläche verließ. So gab der Münchner Autor Michael Sailer nach einem grandios-trockenen "Schwabinger Krawall" (eine Kolumne, die er für die taz schreibt) in zwei Theaterstücken zum Vorlesen wieder dem Wahnsinn des Alltags eine überspitzte Form, rief den Verzehr von Hähnchenkeulen zum neuen rebellischen Veganer-Statement aus und offenbarte Kommunikationsprobleme in einer "ganz normalen" Familie.

Den Abschluss der langen Lesenacht machte schließlich Stammgast Hans Zippert, der erwartungsgemäß auf einige aktuelle Ereignisse einging, und unter anderem die Pläne für die zukünftige Bundeswehr-Bewaffnung durch eine große Konditorfirma öffentlich machte. Nahkampftorten und Eisbomben gegen den Terror. Besser als das G36 sollte das allemal sein.

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