Freunde des Kunstmuseums üben am Bürgerhaushalt scharfe Kritik

Der Neujahrsempfang der Freunde des Kunstmuseums Bonn, gewöhnlich Anlass für eine stolze Rückschau und ambitionierte Perspektiven, hatte diesmal ein Generalthema: Die Stadt habe mit dem per Internet abgefragten "Bürgerhaushalt" die "Büchse der Pandora geöffnet".

Freunde des Kunstmuseums üben am Bürgerhaushalt scharfe Kritik
Foto: Franz Fischer

Bonn. Der Neujahrsempfang der Freunde des Kunstmuseums Bonn, gewöhnlich Anlass für eine stolze Rückschau und ambitionierte Perspektiven, hatte diesmal - unfreiwillig - ein Generalthema: Die Stadt habe mit dem per Internet abgefragten "Bürgerhaushalt" die "Büchse der Pandora geöffnet", wie der Vorsitzende Klaus Zerres den anwesenden Kulturdezernenten Michael Schumacher zitierte. Und unter dem Applaus von rund 200 Gästen aus Kultur und Politik schob er die Forderung nach: "Schumacher, pack's an!"

Intendant Stephan Berg übte generelle Kritik an der Befragung "Bonn packt's an!": Das Hauptproblem sei, "dass die Faktenlage für diese schwierigen Fragen nicht geschaffen ist". Unklar bleibe oft, um welche Beträge es eigentlich gehe. "Da wird nur Gesinnung, Meinung abgefragt", kritisiert Berg, "herauskommen Gesinnungsrülpser - daraus kann keine tragfähige Politik entstehen".

Großer Aufreger auch beim anschließenden Empfang war der schärfste Vorschlag von "Bonn packt's an!": Der "Diskussionsvorschlag: Wegfall/Kürzung der freiwilligen Leistung 'Kunstmuseum Bonn'", von der Kulturverwaltung eingereicht, stelle das Kunstmuseum als Ganzes zur Disposition.

"Krasser Populismus", lautet der Hauptvorwurf. Für Berg ist das Ganze eine Scheindebatte: Der größte Teil des Etats des Kunstmuseums, etwa Gebäudeunterhaltung und Personalkosten, sei vorbestimmt und fiele auch an, wenn man das Haus schließen würde. "Mit echter Bürgerbeteiligung hat das nichts zu tun, der Bürger wird missachtet", resümierte er.

Als gelte es, die visionäre Kraft von Kunst und Kultur unter Beweis zu stellen, hielt Tony Cragg, Bildhauer und Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, einen Vortrag über das Wesen der Skulptur. Es ging um Bildhauerträume, um Formen des Denkens, die Kunst als Vehikel zur Untersuchung und Deutung der Realität und um den "Schweinefant". Jeder kenne das Schwein und den Elefanten, der Bildhauer an sich aber sei auf der Suche nach dem "Schweinefanten".

Oder, wie Cragg-Schüler Gereon Krebber, nach Formen wie dem Kunstkissen "Träum' was Schönes". Die Edition, die zur aktuellen Spar-Diskussion passt, war noch am Abend ausverkauft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
Wunsch nach Autarkie
KommentarWunsch nach Autarkie
Aus dem Ressort