Frisch mit französischem Wasser

Ausnahmestimme: Willy DeVille in der Bonner Beethovenhalle

Neues Album  nach fünf Jahren: Willy DeVille.

Neues Album nach fünf Jahren: Willy DeVille.

Foto: Müller

Bonn. Für sein neues Studio-Album "Crow Jane Alley" brauchte Willy DeVille fünf Jahre. Der Tod vieler ihm nahestehender Menschen ließ ihn an Arbeit an einem neuen Album lange nicht denken. Aber Willy, stets am Rande des Abgrundes wandelnd, kommt wieder auf die Beine und fühlt sich - auch dank seiner dritten Frau Nina - heute "wohler als je zuvor". Das war an diesem Abend in der Beethovenhalle deutlich zu spüren.

Zwar zwingt ihn ein Hüftleiden dazu, auf einem Barhocker sitzend seinen über 90 Minuten langen Set zu bestreiten. Aber der Mann ist frisch bis zum Ende, trinkt nur noch französiches Wasser, raucht nicht einmal und erinnert an seine besten Tage, als er, aus dem New Yorker Underground kommend, harte New-Wave-Klänge und zarte Herz-Schmerz-Balladen auf die Bühne brachte.

Sein Wechsel nach New Orleans erweiterte seinen speziellen Stilmix aus Soul, Rhythm & Blues, Rock und Cajun-Musik um Tex-Mex, Latino-Rythmen und ein spezielles Louisiana-Feeling. Eine Mischung, die durch seine Ausnahmestimme zusammengehalten wird und den mittlerweile typischen Willy DeVille-Sound schafft.

Der ist so sehr zu seinem Markenzeichen geworden ist, dass die neuen Stücke, die an diesem Abend reichlich geboten werden, gar nicht weiter auffallen. Zum Auftakt gibt es nur Neues. Die Single-Auskopplung "Come A Little Closer", eine Coverversion von Jay & The Americans, wirkt wie ein originäres DeVille-Stück - es wurde vom WDR2-Publikum zum Hit des Jahres 2004 gewählt.

Danach kehrt Willy zu den Blueswurzeln seiner Musik zurück; "Muddy Waters Rose" und ein dynamisches und kreischendes "Steady Drivin'' Man" treiben die Show voran, die beim eindringlich-melancholischen "Crow Jane Alley" wieder mehr Ruhe bekommt.

Die Brian-Ferry-Adaption "Slave To Love" wird von Willy, dem ehemaligen Junkie, mit der Verzweiflung des Underdogs grundiert. Mit der Frage "Warum eigentlich nicht?", werden dann die alten Kracher aus der Mink DeVille-Zeit ausgepackt: "Savoir Faire", "Cadillac Walk" und ein fulminantes "Spanish Stroll".

Das Publikum stürmt zur Bühne. Belohnt wird es mit einem kehligen "Can''t Do Without It", das die Wise-Sisters mit einem dramatischen Backgroundgesang zu einem funkelnden Gospel ausmalen. Gitarrist Freddy Koella, von Bob Dylan zurückgekehrt, gibt mit wunderbar leicht getupfter Gitarrenarbeit "Hey Joe" eine überraschend neue Farbe.

Willy ist immer noch frisch und entlässt sein Publikum mit einem einem gefühligen "Let It Be Me" bis zum nächsten Mal nach Hause, dann - nach überstandener Hüftoperation - wieder "hipp" wie früher.

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