Nickelback in der Kölner Arena Frontmann Chad Kroeger ist wieder da

Köln · Nach einigen Rückschlägen meldet sich Frontmann Chad Kroeger mit Nickelback in der fast ausverkauften Kölner Lanxess-Arena zurück. Die Band zeigt ihre Live-Qualitäten: laut und rau.

 Nickelback mit Frontmann Chad Kroeger in der Lanxess-Arena.

Nickelback mit Frontmann Chad Kroeger in der Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Es kam nicht überraschend, dass ihm das irgendwann passieren wird. Im vergangenen Jahr hatte es ihn dann erwischt. Er musste sich einer Kehlkopfoperation unterziehen. Die Scheidung von Avril Lavigne war weniger vorhersehbar. Über die Folgen des Bruchs seiner nur zwei Jahre dauernden Ehe kann nur spekuliert werden. Die Operation dagegen scheint gut überstanden. Chad Kroeger kann wieder röhren.

Wer in die nicht ganz gefüllte Lanxess-Arena gekommen ist, will genau das. Wen kümmert da die Bissigkeit des stets fröhlichen Foo-Fighter-Kopfs Dave Grohl, der über die Kanadier twitterte: „Rückwärts gespielt hört man in einem Nickelback-Song satanische Botschaften. Schlimmer noch, richtig abgespielt hört man einen Nickelback-Song.“ Der bei Kritik sehr dünnhäutig reagierende Frontmann der Band aus Toronto scheint jenseits der Vierzig mehr Gelassenheit entwickelt zu haben. Im Zugabenteil spielen Nickelback ein Foo-Fighter-Cover – eben wie Nickelback. Wer nur die radiotauglichen Millionen-Seller kennt, ist überrascht, wie rau und laut Nickelback live zupacken können.

Bei den ersten drei Stücken gehen sie energisch und spielfreudig zur Sache. Bruder Mike Kroegers Bass bohrt und peitscht zugleich. Daniel Adair, einziges Bandmitglied mit Tattoos, lässt sein riesiges Trommelarsenal mächtig poltern. Ryan Peake an der zweiten Gitarre kann kaum stillstehen, gibt dem Sound aber trotz aller Hibbeligkeit ein komplexeres Fundament.

Nickelback kann ordentlich rocken, nicht nur gut geölten und verkaufsstarken Poprock spielen. Richtige Rocker trinken viel Alkohol und feiern ausgiebig. Chad Kroeger findet, dass dieses Klischee sein Tourleben ziemlich gut beschreibt. Und das seit zwanzig Jahren. Dafür sieht der 41-jährige, jetzt kürzer geschorene Sänger, recht unverbraucht aus. „Ich bin erst um sieben Uhr morgens ins Bett gekommen. Hab noch einen Kater. Aber gleich gibt es Alkohol.“ Der kommt dann in Bechern. Dazu noch ein deutsches „Scheiße“ und ein „Fuck“. Ein bisschen schlüpfrig darf es auch sein. „Du siehst viel besser aus, wenn du etwas in deinem Mund hast“, heißt es im zweiten Stück.

Rotzige Attitüde, aber sanfter Kern. Nach dem harten Intro folgen mit „Far Away“, „Photograph“, „Someday“ und „Lullaby“ Balladen für den Kerzenschein. Irgendwie vergessen die Fans, ihre Handys zu zücken. So bleibt der Innenraum überraschend dunkel und körperlos. Schade, an Chad liegt es nicht. Der gibt sich trotz oder wegen des Alkohols mächtig viel Mühe für ein gut austariertes Konzert. Der Flow stimmt unbedingt. Langeweile kommt nicht auf. Nach einem typischen Ohrwurm vom neuen Album „No Fixed Adress“ dürfen bei „Rockstar“ zwei junge Fans auf die Bühne. Textsicher imitieren sie typische Posen eines Rockstars.

Ein Problem hat die Band nicht. Nach wie vor können sie junge, begeisterungsfähige, meist weibliche Fans ansprechen. Jung und Alt feiern am Ende den größten Hit der Band „How You Remind Me“. Für die Zugabe lassen sich Nickelback etwas Zeit. Man soll nach ihnen verlangen. Die Menge tut ihnen den Gefallen. Dafür gibt es noch einmal zwei richtige Rockbretter. „Everlong“ – das Foo-Fighter-Cover – und „Burn it to the Ground“ hart am Metal, aber eben noch im Rock. Das soll die „schlechteste Rockband der Welt” sein?

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