The Black Keys in Düsseldorf Früher war weniger Lametta

DÜSSELDORF · Nach sechs Jahren Abstinenz gönnte sich das zu Ruhm gekommene Ex-Bluesrock-Duo The Black Keys mal wieder einen Tour-Stop im Rheinland. Mit vielen neuen Songs im Gepäck und dem Soul unterm Arm zeigten Dan Auerbach und Patrick Carney in Düsseldorf, warum sie zuvor so lange schmerzlich vermisst worden waren.

Die Älteren werden sich erinnern: Zuletzt waren die Black Keys in rheinischen Breitengraden 2006 zu Gast im kleinen Luxor in Köln. Die nächsten beiden Tourauftritte in Köln sagten sie in den Jahren darauf aber ab. Und so fand gestern Abend in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle (ehemals Philipshalle) der erste Auftritt der Band aus Akron, Ohio, seit mehr als sechs Jahren statt.

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Die Band ist ziemlich genau entgegengesetzt zu ihrer Präsenz im Rheinland, was Fangemeinde und auch Besetzung angeht, gewachsen, sogar richtig groß geworden. In den USA füllen Dan Auerbach und Patrick Karney Arenen, haben einen Grammy gewonnen und mit ihren beiden letzten Platten "Brothers" und "El Camino" kräftig in den Charts gewütet.

Bei ihrem letzten Deutschland-Gastspiel im Januar spielten sie in Berlin und Hamburg vor rund 10.000 begeisterten Fans.

Der 2010er Longplayer "Brothers", das sechste Album der Black Keys, brachte neben dem kommerziellen Erfolg auch einen völlig neuen Stil - oder eben umgekehrt. Der knallharte, knarzige Bluesrock machte Platz für sehr viel Soul-Anleihen mit erhöhtem Kopfnick-Faktor und brachte die Notwendigkeit einer kompletten Liveband mit sich. Die "schwarze Musik" ist der Schlüssel zum Erfolg für die Black Keys.

Und das war nun auch in Düsseldorf zu besichtigen. Die zwei Eigenbrötler haben ihren ganz eigenen Sound kreiert. Die brachiale Gitarrengewalt früherer Duo-Tage spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Alles ist ein wenig glamouröser, poppiger geworden. Selbst Bühnendeko gibt es jetzt. Früher war weniger Lametta, mag der ein oder andere gedacht haben, der sie noch im Luxor gesehen hat.

Rund 90 Minuten Spielzeit gönnen die Black Keys der mit rund 4000 Fans nicht ausverkauften Halle. Nach etwas schleppendem Beginn macht die Backing Band zwischendurch eine kleine Halbzeitpause und Platz für drei alte Songs. Der Funke springt über.

Nachdem zuvor vermehrt die Hände in der Luft waren, sind es nun die Füße der vor allem altgedienten Fans unter dem sehr gemischten Publikum. Genau so rabiat wie die alten Sachen der Black Keys rüberkommen, geht es nun mitunter auch vor der Bühne zu. Der Kontrast zwischen Pop und Rock, vorgeführt in nur wenigen Minuten.

Im Laufe des Abends zünden aber auch die vielen neueren Songs. "Gold on the ceiling" und "Little black submarines" sind Highlights. Beim letzten Song des regulären Sets gibt es dann kein Halten mehr: Die Single "Lonely Boy" lässt nur die wenigsten noch allein in der Ecke stehen.

Den Black Keys sind Rockstarposen fremd, die Jungs sind an Unaufgeregtheit kaum zu überbieten und wickeln ihr Set dementsprechend mit gut abgehangenem Proberaum-Enthusiasmus ab. Die Gesten sind sparsam, echte Ansagen kaum existent, die Tour schon lang.

Es reicht trotzdem locker, um gehobenen Ansprüchen zu genügen. Der Sound ist laut und sauber abgemischt, der verzerrte Bass wummert, Carney schuftet nerdig an den druckvollen Drums und Auerbachs Gitarrenspiel ist präzise und prägnant.

Als er in der letzten Zugabe „I got mine“ noch einmal so richtig den Gitarrengott raushängen lassen hat, und zuvor schon die ganze Halle in den Strahlen der überdimensionalen Discokugel ins cool-falsettige „Everlasting Light“ geraten war, hallen die Worte des Sängers noch nach: „See you next time“ – hoffentlich nicht erst in sechs Jahren.

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