Für Hoffmanns Spitzentöne gibt er alles

Erste Klasse im dramatischen Fach: Der Tenor Timothy Simpson ist ein Glücksfall für die Bonner Oper

  Timothy Simpson  in "Hoffmanns Erzählungen".

Timothy Simpson in "Hoffmanns Erzählungen".

Foto: Beu

Bonn. Es ist schon lange her, dass in der Bonner Oper ein Tenor mit derart stürmischen Ovationen gefeiert wurde wie bei der jüngsten Premiere von Jacques Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" der Amerikaner Timothy Simpson als Sänger der Titelpartie.

Mit leuchtend strahlendem Tenor und einer schauspielerischen Glanzleistung zog er das Opernpublikum in seinen Bann. Neben dem Rossini- und Mozartspezialisten Patrick Henckens verfügt Bonn damit auch für das dramatische Fach wieder über einen erstklassigen Tenor.

Im Hoffmann sieht Simpson das Idealbild einer Tenorpartie. Sein Operndirektor an der Eastman School of Music in New York hatte ihm schon vor Jahren prophezeit, dass der Hoffmann für ihn einmal eine Paradepartie werden würde. Tatsächlich kann er sich mit dieser Rolle bis zur Selbstaufgabe identifizieren. Stimmlich tut er dies mit großem Stehvermögen, er gibt mehr, als man von ihm verlangt.

Timothy Simpson wurde in Louisville geboren und wuchs in Bowling Green in Kentucky auf. Obwohl er sich zunächst für Rockmusik interessierte, nahm er nach der Schule ein Gesangsstudium an der Opernabteilung der Universität von Kentucky auf.

Sein erstes Engagement als Lyrischer Tenor trat er in Bremerhaven an. Über Osnabrück kam er an das Badische Staatstheater nach Karlsruhe, wo er im letzten Jahr der Intendanz von Günter Könemann den Des Grieux in "Manon Lescaut", den Wilhelm in "Der junge Lord" von Henze und den Macheath in "The Beggar''s Opera" (Bettleroper) von Pepusch verkörperte.

Nach Karlsruhe vertiefte er, durch einen Gastspielvertrag mit Gelsenkirchen verbunden, sein Fach und sang Faust, Don José, Rodolfo in "La Bohème" und den Narraboth in "Salome".

Nach einer Auszeit, die er in New York verbrachte, kam er durch Vermittlung seines früheren Chefs Könemann zu einem Vorsingen nach Bonn, wo ihn dessen Tochter Konstanze als Künstlerische Betriebsdirektorin der Oper mit ihrem ausgeprägten Gehör für Stimmen sofort engagierte.

In Bonn debütierte er als Erik im "Fliegenden Holländer" mit seiner ersten Wagnerpartie. Eine entscheidende Wende in seiner Gesangskarriere kam für Timothy Simpson, als er im November 2002 in Den Haag bei James McCray nochmals Studien aufnahm. Hier lernte er, die dramatischen Elemente in seiner Stimme effektiv einzusetzen.

Timothy Simpson, der demnächst mit seiner Frau, der Dirigentin Amy Duran, in New York in einer Sprechrolle in Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten" auftreten und im Sommer bei den Eutiner Festspielen den Don José singen wird, fühlt sich in Bonn "superwohl".

Sein Vertrag läuft diese Spielzeit aus, und es ist zu wünschen, dass Timothy Simpson der Oper Bonn auch für die nächsten Spielzeiten erhalten bleibt.

Die nächsten Vorstellungen: 7. und 12. März, Karten unter anderem in den Ticket-Shops des General-Anzeigrs.

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