Fulminanter Abschluss

Cora Irsen aus Troisdorf beglückt beim Klaviersommer im Bonner Beethoven-Haus

Bonn. Mit einem denkwürdigen Konzert ging der diesjährige, insgesamt fünf Konzerte umfassende Klaviersommer im Beethoven-Haus zu Ende, der dem Gedenken an Clara Schumann als "Königin des Klavierspiels" gewidmet war.

Die hätte die aus Troisdorf stammende Cora Irsen zweifellos als Künstlerin geschätzt, die sich ihren, Claras, Maßstäben verpflichtet fühlt. Und die duldeten keine oberflächliche Brillanz, keine hohle Attitüde, sondern verlangten Ernst und Hingabe. Das machte gleich zu Beginn die Sonate in B-Dur KV 333 von Mozart deutlich, in der Irsen sehr prägnantes und fein artikulierendes Spiel an den Tag legte.

Mit vielerlei Abschattierungen und Akzentuierungen hauchte sie der Musik eine fabelhafte Lebendigkeit ein, wiewohl man gelegentlich den Eindruck von einer Entdeckerfreude hatte, die mehr zutage förderte als wirklich vorhanden ist. Sehr kantabel gelang ihr der langsame Satz, überaus bewegend darin die abgründige Moll-Episode.

Der Ikone Clara Schumann erwies Irsen mit deren vier "Pièces fugitives" Reverenz. Es sind Stücke von betörender Klangsinnlichkeit, mal lyrisch, mal von fiebriger Unruhe durchzogen, mal chopinesken Charme versprühend. Irsen spielte sie mit träumerischer Hingabe und zwingender, gestalterischer Konsequenz.

In geschliffene Charakterzeichnungen verwandelte sie auch die "Kinderszenen" von Schumann und wagte, etwa im "Ritter vom Steckenpferd", Tempi, die Fragezeichen provozieren. Doch ein hinreißendes "Kind im Einschlummern" ließ solche Einwände wieder vergessen.

Einen grandiosen Schlusspunkt setzte Irsen mit Brahms' f-Moll-Sonate, die sie entschieden, aber ohne bombastische Kraftmeierei spielte. Ein Wunderwerk aus filigraner Klangmalerei und zarter Kantabilität gelang ihr im Andante espressivo.

Als Zugabe nach diesem beeindruckenden Klavierabend spielte sie noch einmal Schumanns "Träumerei".

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