Lanxess Arena in Köln Fulminantes Comeback von "The Corrs"

KÖLN · Ende der 1980er Jahre muss das Haus der Familie Corr in Dundalk einer belagerten Festung geglichen haben. Denn in dieser Kleinstadt lebten die drei schönsten Mädchen der irischen Ostküste: Andrea, Caroline und Sharon. Über 25 Jahre später ist das Schwesternkleeblatt noch immer eine Augenweide.

 Irische Elfen: Andrea (vorne) und Caroline von The Corrs beim Kölner Konzert.

Irische Elfen: Andrea (vorne) und Caroline von The Corrs beim Kölner Konzert.

Foto: Thomas Brill

Und Jim, der große Bruder, hätte, rein theoretisch, noch immer alle Hände voll zu tun, um allzu leidenschaftliche Verehrer in Schach zu halten. Doch die Mädels sind längst in festen Händen und bringen es, zusammengerechnet, auf sieben Kinder. Nach zehnjähriger „Babypause“ sind The Corrs zurück – und Montagabend in der Lanxess Arena besser denn je.

4000 Fans erleben ein fulminantes Comeback der Geschwister, die zwischen 1995 und 2005 rund 30 Millionen Alben verkauften. In bewährter Arbeitsteilung – Jim Corr (51) spielt Keyboard, Sharon Corr (46) Violine, Caroline Corr (43) Schlagzeug und Andrea Corr (42) übernimmt die Leadstimme – eröffnen sie den Abend mit „I Do What I Like“ von ihrer im Februar erschienenen neuen Scheibe „White Light“. Ein Bassist und ein Gitarrist ergänzen das Line-Up, für Fülle im Background sorgen die Instrumentalisten der Corr-Familie. Dramaturgisch geschickt lassen's die Iren langsam angehen, ehe „Bring On The Night“ für wohlige Gänsehaut sorgt – was für eine Stimme! – und mit „What Can I Do“ der erste von vielen, vielen Hits serviert wird.

Zur „Irish Session“ packt Nesthäkchen Andrea die Tin Whistle aus und Caroline wechselt vom großen Besteck zum kleinen – statt Schlagzeug gibt die Bodhrán, eine kleine Rahmentrommel, den Rhythmus vor. Wieso es das Publikum im bestuhlten Innenraum bei diesem mitreißenden Medley noch auf den Sitzen hält, verstehe, wer will.

Dabei hat Andrea, in flachen Tanzschuhen und mit kurzem, fransenbesetzten Rock, doch formvollendet vorgemacht, wie's geht: auf den Zehen federn, immer abwechselnd mit dem linken und dem rechten Fuß, ein Bein gebeugt, ein Bein gestreckt – und dann um die eigene Achse wirbeln, wieder und wieder, bis einem vom Hinsehen ganz schwindelig wird. Zierlich wie eine Elfe, anmutig wie eine Ballerina, kreiselnd wie ein Blütenblatt im Wind.

Der Fairness halber muss man zugeben, dass solche Drehungen, umgeben von Stühlen, problematisch sind. Aber ein kleines Bisschen mehr Bewegung? Bei „Radio“ läuft Sharon an ihrer Violine zur Hochform auf, für „Runaway“ greift Jim zur Gitarre, während Caroline ans Keyboard wechselt. Schon das Intro von „Only When I Sleep“ wird von schrillen Freudenschreien begleitet, „Dreams“ (ursprünglich von Fleetwood Mac, aber durch die Corrs vergoldet) kündigt, opulent und episch arrangiert, das Finale an. „I Never Loved You Anyway“ gibt den ersehnten Impuls: Nun sitzt im Innenraum niemand mehr. Und bei „So Young“ fluten diejenigen, die es näher heran an die Bühne drängt, die Seitengänge wie Wogen aus Menschenleibern.

Dass der bewährte Mix aus luftiger Popmusik, Folklore und rockigen Elementen auch nach zehnjähriger Pause hittauglich ist, beweist die grandiose erste Zugabe „White Light“. Und beim Traditional „Toss The Feathers“ tanzen dann alle, oben auf den Rängen und unten im Innenraum. Geht doch!

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