Jazz fürs Festspielhaus Gäste beim Benefizkonzert mit Ohrwurm nach Hause geschickt

BONN · Der Bonner Jazz-Saxofonist Peter Materna und der Pianist Florian Weber haben mit einem Benefizkonzert im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses begeistert.

 Wunderbar aufeinander eingespielt und doch sehr eigenständig: Der Bonner Jazz-Saxofonist Peter Materna und der Pianist Florian Weber musizieren und werben für ein Festspielhaus.

Wunderbar aufeinander eingespielt und doch sehr eigenständig: Der Bonner Jazz-Saxofonist Peter Materna und der Pianist Florian Weber musizieren und werben für ein Festspielhaus.

Foto: Katrin Walter

Die hohe Kunst, kulturpolitisch Strategisches und musikalischen Hochgenuss zusammenzubringen, macht den Festspielhausfreunden und dem Bündnis Grießl & Friends keiner so leicht nach. Man hatte den Bonner Jazz-Saxofonisten Peter Materna und den Pianisten Florian Weber, der unter anderem im vergangenen Jahr sehr überzeugend seine Visitenkarte beim Jazzfest Bonn abgegeben hatte, zum Benefizabend in den Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses eingeladen.

Ein Schachzug mit mehreren Gewinnern: IHK-Präsident Wolfgang Grießl und Michael Wüllrich von den Festspielhausfreunden ist daran gelegen, das ersehnte Festspielhaus nicht als elitären Beethoventempel erscheinen zu lassen, sondern es für "hochwertige Musik" aller Art, eben auch für den Jazz zu öffnen; es ist kein Geheimnis, dass sich auch Materna gut vorstellen kann, dass sein Jazzfest eines Tages im Festspielhaus stattfindet; drittens und schließlich nutzt Grießl jede Gelegenheit, sein 5000-mal-5000-Spendenprojekt fürs Festspielhaus an den Mann und die Frau zu bringen.

Aktuelle Wasserstandsmeldung: Zwei Millionen hat Grießl zusammen, im Juni sollen es fünf Millionen sein.

Materna und Weber machten richtig Reklame für Jazz im Festspielhaus. Wunderbar aufeinander eingespielt und doch sehr eigenständig, boten sie ein breites Spektrum, das von der eingängigen Ballade über die fein flirrende, vergängliche Impression bis zum rhythmisch vertrackten Konstrukt reichte. Mit einem Hauch von Bach stiegen beide ein, die Kantate "Jesu, meine Freude" wurde nach allen Regeln der Kunst dekonstruiert und in einen anderen Aggregatzustand gebracht.

Materna versteht es, die Stille als wichtigen Bestandteil der Musik einzubringen, als Punkt der Entspannung, von dem aus leicht gehauchte Melodien wie Rauch aufsteigen. Und Weber gelingt es, diesen fragilen Dialog aufzunehmen, mit seinem fulminanten Klavierspiel aufzuladen. Im Zentrum des Abends standen exzellente Kompositionen von Materna, fein swingende, tänzelnde Stücke wie "The Dancer" oder "Largo", dem Weber eine mechanisch rollende Boogie-Woogie-Note mitgab, schließlich ein Juwel wie "Wango".

Materna beginnt da mit einer eher spröden, sich allmählich aufheizenden Melodie, überlässt Weber, seiner mitsingenden Stimme und dem Flügel die Entladung, die sich schließlich in einigen Trillern fängt. Die wiederum nimmt Materna auf. Spannung pur. Das begeisterte Publikum im ausverkauften Kammermusiksaal erlebte zwei hervorragende Künstler und tausend Stimmungen: geheimnisvoll wie beim Standard "All The Things You Are", heiß-kalt, packend wie bei zwei Interpretationen von Miles Davis.

Mit einer heftig bejubelten Fassung von "Summertime" als Zugabe wurde das Publikum auf den Heimweg geschickt. Ohrwurm inklusive.

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