Galerie Clement Ausstellung „Vier“ zeigt spannendes Quartett in Bonn

Bonn · Der Titel klingt lapidar: „Vier“. Dabei präsentiert die Bonner Galerie Clement mit dieser Ausstellung ein spannendes Quartett.

 Satte Farben und feine Fäden: Werke von Renate Köhler in der Galerie Clement.

Satte Farben und feine Fäden: Werke von Renate Köhler in der Galerie Clement.

Foto: Galerie Clement

„Vier“ lautet lapidar der Titel einer außergewöhnlichen Ausstellung in der Bonner Galerie Clement. Vier bedeutet hier zwei und zwei, wobei es komplizierter wird: zwei Frauen, zwei Männer, zwei Ehepaare, zwei enge Freundschaften, vier Künstler-Individuen. Renate Köhler (63) und Peter Tollens (67) haben sich in den 1970ern beim Studium bei Stefan Wewerka in Köln getroffen. Susanne Humrich (63) und Michael Toenges (69) begegneten einander etwa gleichzeitig in der Fachhochschule für Gestaltung in Krefeld. Erstmals seit 40 Jahren stellen die Ehepaare gemeinsam aus, die beiden Männer haben sich wiederholt gemeinsam präsentiert. Tollens’ abstrakt anmutende Landschaftsbilder etwa entstehen im Atelier nach Skizzen, die er auf ausgedehnten Wanderungen, oft begleitet von Toenges, macht. Wann immer der eine eine Krise hat, erzählt Gisela Clement, ist der andere zur Stelle. Man spürt förmlich die Geistesverwandtschaft von Tollens und Toenges.

Es ist aufregend zu sehen, wie sie ihre Bilder Schicht um Schicht aufbauen, das Malmaterial aufhäufen, wobei Toenges' Hang zum autarken, reliefhaften, kompakten Gebirge aus Farbe auf kleinstem Raum sich stark von Tollens' Tendenz unterscheidet, in der Fläche, in der Ebene zu bleiben und etwa bei „ocker grau blau auf schwarz“ eher auf die feine Klaviatur der Farbtöne zu achten.

Auseinanderdriftende Temperamente

Die Ausstellung „Vier“ arbeitet sehr schön Parallelen zwischen den beiden Männern heraus, zeigt aber auch deutlich, wann die Temperamente auseinanderdriften. Eine höchst spannende Begegnung. Interessant ist auch der Blick auf die Arbeiten der einzelnen Künstler, etwa das dichte Geflecht von Graphit, Kohle und Wachskreide im Tollens-Blatt „Gewächs“ oder die Leichtigkeit im Aquarell „Blau Grün Orange (32 Felder)“. Bei Toenges fasziniert der Kontrast zwischen winzigen, daumendick zugemalten Kraftpaketen und Großformaten, auf denen man in weiträumiger Verteilung Elemente auf der Leinwand sieht, die man aus den Kleinformaten kennt.

Die Ausstellung schafft schöne Konstellationen, etwa zwischen einem Großformat von Toenges und einem Berg von Reißverschlüssen von Köhler. Ihre Bilder kommen wie Reliefs daher. Von Weitem muten sie wie informelle Gemälde an und sind doch Materialcollagen aus vielen bunten Fäden in Schichten, gebändigt von einer Gazeschicht, die dem Ganzen eine halbtransparente, samtene Oberfläche gibt.

Zauberhafte Fadenkleider

Köhler, deren Werk auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten mit den Arbeiten der Herren hat, kommt von der Textilkunst. Im Eingang der Ausstellung hängen zauberhafte, stark farbige „Fadenkleider“ aus Fäden und Seide neben gestickten Zeichnungen der Künstlerin. Humrich, die Vierte im Bunde, geht ganz dezidiert andere Wege als die übrigen drei und widmet sich der figürlichen Welt. Etwa mit Alltagsdingen, die sie minutiös und exakt auf Papier zeichnet. Ein bizarres Eigenleben scheinen die „Köpfe“ zu führen, kleine porträthafte Gesichter oder auch Masken, die in Blöcken gehängt untereinander im Dialog stehen. „Macht die Augen auf“, steht wie ein Graffiti auf einem hübschen Frauenporträt. Eine Devise, die man in dieser Ausstellung beherzigen sollte.

Galerie Clement, Lotharstraße 104; bis 24. Februar. Mo-Fr 14-18 Uhr. Informationen: galerie-clement.de

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