Gastspiel der Berliner Staatskapelle in Köln

KÖLN · Daniel Barenboim und die Berliner Staatskapelle traten mit Werken von Mozart und Bruckner in der Kölner Philharmonie auf.

 Daniel Barenboim bei einer Probe im vergangenen August in der Kölner Philharmonie. Für sein aktuelles Gastspiel mit der Staatskapelle Berlin waren keine Fotografen zugelassen.

Daniel Barenboim bei einer Probe im vergangenen August in der Kölner Philharmonie. Für sein aktuelles Gastspiel mit der Staatskapelle Berlin waren keine Fotografen zugelassen.

Foto: dpa

Das Klavierspielen hat Daniel Barenboim nie aufgegeben, obwohl ihm sein Job als Dirigent kaum Zeit lassen dürfte, ein längeres tägliches Übungspensum zu absolvieren. Es wäre natürlich auch schade, auf so ein Ausnahmetalent am Flügel verzichten zu müssen. Barenboim wurde als Wunderkind gefeiert, für den gern polarisierenden Dirigenten Sergiu Celibidache zählte der Jüngere sogar zu den ganz wenigen Pianisten, denen er überhaupt Musikalität attestierte.

Bei dem Kölner Gastspiel mit der Berliner Staatskapelle, deren Chef Barenboim seit zwanzig Jahren ist, war der Musiker nun in beiden Funktionen zu erleben. Er begann mit Mozarts Klavierkonzert in D-Dur KV 537, dem Krönungskonzert, dessen Orchestereinleitung er mit großer Geste dirigierte. Dann setzte er sich an den spitz ins Orchester hineinragenden Flügel und begann mit dem Solopart.

Verbeugung vor dem Idol Celibidache

Barenboim spielte mit großem romantischen Ton, setzte selbst am Klavier um, was er seinen Musikern zuvor vermittelt hatte. Ob es musikalisch sinnvoll ist, jede Pause der linken Hand zu nutzen, um den Dirigenten hervorzukehren, erscheint eher zweifelhaft. Die nicht immer ganz genaue Koordination hat es nicht verhindern können. Das Larghetto ging Barenboim zügig an, ohne dass er diesem gesanglichen Stück die Tiefe nahm, und der Kehraus erklang äußerst munter. Als Zugabe überraschte er mit einer fein abgetönten Lesart des Andantes aus Mozarts "einfacher" C-Dur-Sonate.

Die Aufführung von Bruckners vierter Sinfonie, der "Romantischen", war sozusagen eine Verbeugung vor dem Idol Celibidache, der im Juni 100 Jahre alt geworden wäre und einer der größten Bruckner-Dirigenten überhaupt war. Auch wenn Barenboim ihm nicht in den langsamen Tempi nacheiferte, so doch in der Entwicklung der Themen von dem geheimnisvollen Beginn über das Andante mit seinen schmerzlich ausdrucksvollen Generalpausen und dem mitreißenden Jagd-Trio bis zum Finale, dessen pochende Streicherfiguren zu Beginn Thriller-Qualität hatten. Sicher besitzt die Blech-Sektion der Staatskapelle nicht die Homogenität wie jene der Philharmoniker aus der Hauptstadt, doch dass sie die Final-Steigerung des Werkes glanzvoll abschlossen, steht außer Frage.

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