Mozarts Oper "Così fan tutte" in Bonn Gefährliche Liebschaften

Für die Oper in Gelsenkirchen hatte Regisseur Dietrich W. Hilsdorf sich in den frühen 1990er Jahren einmal intensiv mit Mozart auseinandergesetzt. Obwohl sein kompromissloser Inszenierungsstil manchen im Publikum damals noch verschreckte, trägt der Zyklus mit den großen Bühnenwerken des Salzburger Genies heute das Prädikat "legendär".

 Liebeswirren: Probenfoto aus der Bonner Neuinszenierung von Mozarts Oper "Così fan tutte".

Liebeswirren: Probenfoto aus der Bonner Neuinszenierung von Mozarts Oper "Così fan tutte".

Foto: Thilo Beu

Gleichwohl legte Hilsdorf nach diesem Kraftakt erst einmal eine Mozart-Pause ein.

Jetzt, nach zwei Jahrzehnten, greift er jedoch wieder auf diesen Komponisten zurück: Am Sonntag feiert die Komödie "Così fan tutte" im Bonner Opernhaus Premiere. "Ich wollte diese Oper eigentlich nicht noch einmal machen", räumt Hilsdorf im Gespräch ein. Aber der Bonner Intendant Bernhard Helmich habe ihn überzeugt. Ausschlaggebend sei schließlich die Besetzung gewesen. "Mit fünf der sechs Sänger habe ich schon zusammengearbeitet", sagt er.

Das schafft Vertrauen. Auch "Così" zählt zum Portfolio seines Gelsenkirchener Zyklus. Und natürlich werde er in Bonn auf einige Ideen seiner Arbeit zurückgreifen, verrät Hilsdorf. Auch hier werden die beiden Paare in einem Hotel im Golf von Neapel wohnen. Manches überdenkt er freilich neu. Zum Beispiel, das Orchester nach dem Prinzip "sechs Sänger, sechs Musiker" einzukochen, um den Charakter dieser Oper als Kammerspiel zu unterstreichen. In Bonn tritt das Beethoven Orchester unter Leitung von Hendrik Vestmann in der von Mozart vorgesehenen Besetzung an.

Für Hilsdorf ist Mozarts letzte Da-Ponte-Oper auch deshalb eine Herausforderung, weil sie es ungleich schwerer beim Publikum hat als ihre beiden Geschwisterwerke "Die Hochzeit des Figaro" und "Don Giovanni". Mozart verwöhnt das Publikum in der "Così" nicht so sehr mit eingängigen Melodien, keine Champagner-Arie, kein "Non "Non più andrai, farfallone amoroso". Zudem werde das Werk auch von Regisseuren häufig unter Wert verkauft: "Was man sieht, ist oft nicht sehr erquicklich."

Die Geschichte ist im Grunde denkbar einfach: Die frisch verliebten Brüder Gugliemo und Ferrando lassen sich mit dem Zyniker Don Alfonso auf eine delikate Wette ein. Es geht um die Treue ihrer Bräute, der Schwestern Fiordiligi und Dorabella. Als "Albaner" verkleidet machen sie sich an die Geliebte des jeweils anderen heran, die dummerweise - nach anfänglichem Zögern - sich darauf einlassen. Also, ein klassischer Komödienstoff. Für Hilsdorf sind allerdings "gute Komödien immer nah am Tod angesiedelt.

Das ist bei Shakespeares ,Was ihr wollt' nicht anders." In diesem Fall geben die Männer vor, in den Krieg ziehen zu müssen. "Die Chance war 50 zu 50, dass sie verkrüppelt oder gar nicht mehr zurückkehrten." Selbst vor der Selbstmorddrohung schrecken die maskierten Herren nicht zurück, um zum Ziel zu gelangen: "Eine besonders heimtückische Maßnahme", sagt Hilsdorf. "Das Stück ist immer sehr nah am schlimmstmöglichen Fall."

Hilsdorf ist es wichtig, dass Mozarts Oper als ein Werk des 18. Jahrhunderts wahrgenommen wird. Als ein Werk des Aufbruchs und der Aufklärung. "Ich habe den Sängern gesagt: Schaut euch den Film ,Gefährliche Liebschaften' an, schaut euch Stanley Kubricks ,Barry Lyndon' an."

Von der speziellen Atmosphäre dieser Filme will er auch ein bisschen auf der Bühne vermitteln. Vor allem aber sollen die Darsteller das Stück nicht verulken. "Die Gefahr ist, dass man in der Komödie die Dinge komisch spielt", findet Hilsdorf. Er will, dass die Sänger ihre Rollen ernst nehmen und sie auch so spielen. Seine Maxime: "Kein Augenzwinkern".

Oper Bonn, Sonntag, 18 Uhr: Premiere von Mozarts Oper "Così fan tutte". Mit Sumi Hwang, Kathrin Leidig, Susanne Blattert, Giorgos Kanaris, Tamás Tarjányi und Priit Volmer. Beethoven Orchester, Hendrik Vestmann (Dirigent). Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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