Christian Ehring im Pantheon Gegen Spinner und Filterblasen

Bonn · Mit seinem Programm war Kabarettist Christian Ehring zu Gast im Pantheon. Dabei nahm er unter anderem Corona-Leugner, Impfgegner, Steuerzahler, Finanzhaie, Scholz, Woelki und seinen besten Freund unter die Lupe.

 Christian Ehring liest auf der Pantheon-Bühne den General-Anzeiger.

Christian Ehring liest auf der Pantheon-Bühne den General-Anzeiger.

Foto: Thomas Kölsch

Derzeit kann Christian Ehring nur mit dem Kopf schütteln. Corona-Leugner und Impfgegner, Steuerzahler und Finanzhaie, Scholz und Woelki und sein bester Freund Justus, der zum Verschwörungstheoretiker mutiert ist: Der 49-Jährige versteht das alles nicht mehr. Mit seinem aktuellen Programm „Antikörper“ wehrt sich der Extra-3-Moderator gegen Verblödung und Filterblasen, gegen Spinner und dagegen, dass man Solidarität in diesem Land klein zu schreiben scheint. Jetzt war Ehring im Pantheon zu Gast. Tatsächlich verzichtet Ehring in der Regel auf Frontalangriffe in Richtung bestimmter Politiker. Einen Streifschuss, mehr will Ehring nicht, eine kleine Stichelei gegen jene, die mit allem davonzukommen glauben.

Doch allzu oft sitzt das Problem tiefer, und genau dagegen kämpft Ehring an. „Ich bin nicht zynisch, ich will nicht provozieren“, sagt er. „Ich zünde vielmehr eine Kerze an und bete, dass die Aufklärung zurückkommt.“ Und so lange dies nicht geschehen ist, muss eben sein fiktiver Freund Justus als mahnendes Beispiel dienen. Er, der effizienzorientierte Ingenieur, der auf einmal zu Querdenker-„Spaziergängen“ aufbricht, erscheint zunächst als Antagonist, doch mit reiner Schwarz-Weiß-Malerei gibt Ehring sich nicht zufrieden. Er skizziert auch Grautöne, lässt Justus als Vater einer Tochter über den verschleppten Digitalpakt schimpfen und an die Kraft des Fortschritts glauben. Dennoch bröckelt die Freundschaft der beiden – und zwar wegen Ehring. Der nannte Justus, so beichtet er im Pantheon, einmal einen Nazi, und so was sagt man nun einmal nicht, selbst wenn es stimmen sollte. Und so steht der Kabarettist auf einmal wie ein Trottel dar, der überlegt, ob er sich entschuldigen muss, um die Freundschaft zu retten.

Innerhalb dieses Settings kann Ehring nahezu alles thematisieren. Doch selbst bei den aktuellsten Themen lauert im Hintergrund das Corona-Virus mitsamt der Pandemie-Folgen, von denen vielleicht doch nicht alle schlecht sind. Zum Beispiel, dass die Jugend von heute in weiten Teilen Solidarität eben doch noch groß schreibt. „Die hat zuletzt so viel aushalten müssen“, betont Ehring – und sagt einfach mal „Danke“, ganz ohne Zynismus und Satire. Ein klares Statement. Gut so.

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