10. Rolandseck Festival Geigen der Hoffnung

Rolandseck · "Bernard Schultze zum 100. Geburtstag" lautet der der Titel der aktuellen Ausstellung im Arp Museum Rolandseck, die mit ihren großformatigen abstrakten Gemälden und den skulpturalen "Migofs" einen prachtvollen und inspirierenden Rahmen für ein weiteres rundes, in diesem Falle musikalisches Jubiläum liefert:

 Musik im Arp Museum: Das Festival-Ensemble spielt Schumann.

Musik im Arp Museum: Das Festival-Ensemble spielt Schumann.

Foto: SG

Zum zehnten Mal zaubern Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari, die künstlerischen Leiter des Rolandseck Festivals, ein Programm auf die Bühne, das alles bietet, außer Langeweile.

Das mag man vielleicht bei einem Trio für Flöte, Horn und Klavier gar nicht glauben, dessen Komponist über sich selbst sagte: "Ich würde nicht dagegen opponieren, wenn man mich einen Epigonen nennt." Tatsächlich klingt bei dem 1824 geborenen Carl Reinecke vieles nach Schumann und Brahms, was auch für sein herrliches op. 274 gilt, das am Sonntagabend von Chen Halevi, Chezy Nir und Sunwook Kim in einer Version für Klarinette, Horn und Klavier gespielt wurde. Vor allem der sinnliche Klarinettenton Halevis Klarinette unterstreicht die Nähe insbesondere zu Brahms.

Dass man mit epigonalen Mitteln nicht nur ernste, sondern auch ernst zu nehmende Musik schreiben kann, zeigte Ohad Ben-Ari in seiner für die Berliner Philharmoniker geschriebene Komposition "Violins of Hope". Bei den "Geigen der Hoffnung" handelt es sich um Instrumente, die aus dem Besitz jüdischer Holocaust-Opfer stammen. Während das Werk im Januar in Berlin in einer Fassung für Geige, Violoncello und Streichorchester zu hören war, spielte der Komponist den Begleitpart nun selbst am Klavier. Die Solopartien übernahmen die Geigerin Rosanna Philippens und der Cellist der Uraufführung, Zvi Plesser. Das Werk zeichnet ein Geigerleben nach, wobei folkloristische Elemente ebenso aussagekräftig zu vernehmen sind wie eine expressive Schönberg'sche Klanggeste. Besonders anrührend ist die im Schluss in schönstem D-Dur artikulierte Hoffnung. Großer Beifall.

In Guy Braunsteins Arrangement von Schumanns Romanzen op. 90 wird das begleitende Klavier durch ein Streichquintett ersetzt, das den von Gili Schwarzman mit viel tonlicher Wärme versehenen Flötenklang ganz wunderbar einbettet. Zum Schluss spielte das von Braustein angeführte Arp-Quartett noch Beethovens drittes Rasumowsky-Quartett, dessen sinfonischer Gestus mit einem üppigen Streicherklang unterstrichen wurde. Und im rasanten fugierten Finale fesselte das Quartett mit virtuosem Zusammenspiel.

Und als lyrische Intermezzi knüpfte der Schauspieler Christian Birko-Flemming mit der Lesung aus Bernard Schultzes Gedichten eine weiteres schönes Band zwischen Ausstellung und Musik.

Das Festival wird am Dienstag und Mittwoch, 20 Uhr, fortgesetzt. Musikalischer Gast ist unter anderem die Cellistin Alisa Weilerstein. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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