Konzert Geiger Barenboim zu Gast auf der Burg Gudenau

WACHTBERG · Wollen Sie mehr Licht?", fragt der Geiger Michael Barenboim Adelheid Feilcke, Kulturchefin der Deutschen Welle, als sie zur Laudatio auf den Musiker anheben will und einen geeigneten Platz für ihre Notizen sucht, die sie schließlich auf das Notenpult legt.

 Feierstunde in der Burg Gudenau: (von links) Wasmuths Neffe Johannes Wasmuth, Torsten Schreiber, Adelheid Feilcke, Henriette Gräfin Strasoldo, Michael Barenboim, Helmut Neumann und Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher.

Feierstunde in der Burg Gudenau: (von links) Wasmuths Neffe Johannes Wasmuth, Torsten Schreiber, Adelheid Feilcke, Henriette Gräfin Strasoldo, Michael Barenboim, Helmut Neumann und Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher.

Foto: Horst Gundelach

Die Nachfrage war eine sympathische Geste des Geigers, der, obgleich im Mittelpunkt des Abends stehend, sich ganz uneitel zurücknahm. Anlass für die Würdigung des 28-jährigen Musikers in der Wachtberger Burg Gudenau war die Ehrenmitgliedschaft in der vor einem halben Jahr gegründeten Johannes-Wasmuth-Gesellschaft. Nach Martha Argerich ist er nun das zweite Ehrenmitglied.

Barenboim sei ein Spitzenmusiker und setze sich seit vielen Jahren für die Völkerverständigung ein, weshalb er auf ideale Weise zu den Ideen der Gesellschaft passe, sagte Feilcke.

Unter den Zuhörenden im Saal waren der frühere Außenminister und Schirmherr der Gesellschaft Hans-Dietrich Genscher und seine Frau Barbara, die Opernsängerin Edda Moser, die Chansonsängerin Stefania Adomeit, Staatssekretär Walter Schumacher vom rheinland-pfälzischen Kultusministerium, Gastgeberin Henriette Gräfin Strasoldo und viele andere.

Michael Barenboim, der 1985 als Sohn von Daniel Barenboim und Elena Bashkirova in Paris geboren wurde und in Berlin aufwuchs, übernahm bereits als 18-Jähriger die Position des Konzertmeisters in dem von seinem Vater mitbegründeten West Eastern Divan Orchestra.

Gemeinsam mit anderen Musikern aus diesem israelisch-arabischen Orchester nahm er auch mehrmals an Chaim Taubs Meisterkursen beim Festival Rolandseck teil, das 2006 durch Torsten Schreiber wiederbelebt wurde, der auch Künstlerischer Leiter der Wasmuth-Gesellschaft ist. Heute ist Barenboim ein erfolgreicher Solist, der unter anderem mit dem Chicago Symphony Orchestra, den Wiener Philharmonikern auftrat und als Kammermusiker dem Erlenbusch-Quartett als Primarius vorsteht.

Im musikalischen Teil des Abends, den Barenboim gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Natalia Pegarkova, gestaltete, waren zwei Sonaten von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören. Hier zeigte er, dass die Lobeshymnen Feilckes ihre Berechtigung hatten. Der intime Ton der frühen Sonate in f-Moll kam ebenso schön herüber wie die Leidenschaft der späteren Sonate in F-Dur. Gerade der erste Satz war so etwas wie in Töne gegossene Aufbruchstimmung. Als Zugabe spielten Barenboim und Pegarkova Elgars Schmachtfetzen "Salut d'Amour" - zuckersüß, aber ohne zu übertreiben.

Zu Beginn des Abends hatte Helmut Neumann, Vorsitzender der Gesellschaft, an den 1997 verstorbenen Namensgeber erinnert, der mit vielen Künstlerfreunden den Bahnhof Rolandseck vor dem Abriss rettete und hier ein bedeutendes Kulturzentrum aufbaute. "Er hatte wenig Geld, aber er hatte viele Ideen", charakterisierte Neumann Wasmuth.

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