Konflikt in der Kölner Oper Generalmusikdirektor will ohne Intendantin weitermachen

Köln · Der Generalmusikdirektor der Kölner Oper François-Xavier Roth will anscheinend nur ohne Intendantin Birgit Meyer weitermachen. Das Verhältnis zwischen den beiden scheint zerrüttet.

 Als die Chemie noch stimmte: François-Xavier Roth und Birgit Meyer bei der Vorstellung des Spielplans 2015/16.

Als die Chemie noch stimmte: François-Xavier Roth und Birgit Meyer bei der Vorstellung des Spielplans 2015/16.

Foto: Thilo Schmülgen

Nur einer redet Klartext: „Ich weiß definitiv, dass der Generalmusikdirektor das Ende der Zusammenarbeit mit der Opernintendantin zur Bedingung seiner Vertragsverlängerung gemacht hat“, sagt Kölns FDP-Kultursprecher Ulrich Wackerhagen. François-Xavier Roth, aktuell bis 2020 an Köln gebunden, lässt derweil mitteilen, dass er sich über die laufenden Verhandlungen nicht äußern werde.

Gleiches ist von Opernchefin Birgit Meyer, Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach zu hören. Noch Anfang 2016 hatte sich Roth gegenüber Reker für eine fünfjährige Verlängerung des städtischen Vertrags mit der Intendantin eingesetzt, doch nun ist das Tischtuch offenbar zerschnitten.

Meyer, die noch bis 2022 für Kölns Musiktheater verantwortlich ist, hat sich öffentlich immer nur lobend über den französischen Dirigenten geäußert. Dennoch drangen aus der Oper Klagen über das kleine Zeitfenster nach außen, das dem vielbeschäftigten Roth nur für die Arbeit im Interimsquartier des Staatenhauses bleibe.

Tatsächlich ist der Musiker aus Neuilly-sur-Seine Leiter seines eigenen Klangkörpers Les Siècles, überdies Principal Guest Conductor des London Sympony Orchestra und überaus gefragter Gastdirigent bei namhaftesten Orchestern. Von den 15 Kölner Opernpremieren (inklusive konzertanter Produktionen und Kinderopern) dirigiert er in dieser Saison nur zwei.

Umgekehrt ist gerüchteweise zu hören, dass der GMD Meyer fachlich nicht für erste Wahl halte. Ungetrübt ist freilich Roths Verhältnis zu den Gürzenich-Musikern, die er noch einmal zu einem höheren Niveau führte, was die Stadt mit Gehaltserhöhungen fürs Orchester honoriert.

"Roth ist für Köln eine große Chance"

„Wir haben damit nun die Chance, in die deutschen Top Ten zu kommen“, sagt CDU-Kultursprecher Ralph Elster, der sich wundert, dass die Verhandlungen nicht längst abgeschlossen sind. „Ich würde mir wünschen, dass mit Herrn Roth verlängert wird. Allerdings müssen sich der GMD und die Intendantin ins Benehmen setzen.“ Auch Grünen-Kollegin Brigitta von Bülow meint: „Beide haben Verträge, und die sollten sie erfüllen. Ein Junktim, nur zu verlängern, wenn einer dafür geht, halte ich für schlechten Stil.“

Das sieht Klaus Schäfer (SPD) ähnlich: „Roth ist für Köln eine große Chance, aber es gibt Grenzen. Meyer hat im Interim gut gearbeitet, und die Forderung ,sie oder ich' finde ich heikel. So kann man als Stadt nicht mit sich umgehen lassen.“ Es gehöre auch zur Professionalität von Führungskräften, miteinander auszukommen. Für Wackerhagen steht fest: „Wir müssen Herrn Roth halten.“ Da Schauspielchef Stefan Bachmann Ende 2020/21 und damit kurz vor Birgit Meyer aufhöre, könne man durchaus noch einmal über eine Generalintendanz nachdenken. „Ansonsten gäbe es den Kompromiss, dass sich Herr Roth auf die Konzertarbeit konzentrierte und wir für die Oper einen weiteren festen Dirigenten suchten.“

Mit diesem Modell hat Köln Erfahrung, seit sich Ende der 90er Jahre der damalige Generalintendant Günter Krämer und GMD James Conlon überwarfen, woraufhin der Amerikaner nur noch in der Philharmonie dirigierte.

Das Gürzenich-Orchester wünscht sich eine solche Doppelspitze nicht. „Wir proben mit unserem Chef gerade das nächste Sinfoniekonzert und Bernd Alois Zimmermanns Oper ,Die Soldaten'. Und wir finden es super, dass er das mit uns macht“, sagt Orchestervorstand Georg Heimbach. Roth sei für die Musiker „ein Geschenk des Himmels, so dass wir uns sehr, sehr wünschen, dass der Vertrag verlängert wird“.

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