Werk des Malers Johannes Vermeer Genie unter dem Vergrößerungsglas

Als Marcel Proust 1902 im Mauritshuis von Den Haag zum ersten Mal Johannes Vermeers Gemälde "Ansicht von Delft" erblickte, war es um den französischen Schriftsteller geschehen.

 Im Mauritshuis in Den Haag zu bewundern: Vermeers "Ansicht von Delft", um 1660-1663.

Im Mauritshuis in Den Haag zu bewundern: Vermeers "Ansicht von Delft", um 1660-1663.

Foto: Taschen/Margareta Svensson, Amsterdam

Proust, Autor des Roman-Zyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", begegnete dem "schönsten Gemälde der Welt" und dem von ihm so genannten "kleinen gelben Mauerstück" - "Le petit pan de mur jaune avec un auvent".

Der Journalist und Buchautor Dieter E. Zimmer hat lange nach dem gelben Mauerstück in Vermeers Gemälde gesucht. Zimmer kam zu der Erkenntnis: "In Vermeers ,Ansicht von Delft' gibt es gar kein gelbes Mauerstück." Vielleicht, sinnierte Zimmer, habe Proust das Detail empfunden und im achten Band der "Suche nach der verlorenen Zeit" als Zeichen von Vollkommenheit eingeführt: in Gestalt einer, so Zimmer, "belanglosen Einzelheit dieser Welt, neben der alles andere nichtig wird, auch das eigene Werk". Diese Vollkommenheit werde nur im eigenen Innern sichtbar.

Im Kölner Taschen Verlag ist der großformatige Band "Johannes Vermeer. Das vollständige Werk" von Karl Schütz erschienen. Das Buch präsentiert mit vielen Ausschnittsvergrößerungen das Maler-Genie Vermeer unter dem Vergrößerungsglas. Sein leidenschaftlicher Bewunderer Marcel Proust wäre begeistert gewesen.

Karl Schütz: Johannes Vermeer. Das vollständige Werk. Taschen Verlag, 258 S., zahlreiche Farbabbildungen, 99,99 Euro.

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