Schumannfest in Bonn Gesang wie aus 1001er Nacht

Bonn · Gut ein halbes Jahr ist seit dem letzten Schumannfest erst vergangen und schon steht Ende Mai eine neue Auflage ins Haus. Grund für die erhöhte Schlagzahl ist der Wechsel vom Herbst in den Sommer. Das 16. Schumannfest, das früher einmal "Endenicher Herbst" hieß, soll künftig immer im Frühsommer rund um den Geburtstag des am 8. Juni 1810 geborenen Komponisten Robert Schumann stattfinden.

 Pianistin Marina Baranova gibt ein Konzert und spricht über ihre Liebe zu Schumann.

Pianistin Marina Baranova gibt ein Konzert und spricht über ihre Liebe zu Schumann.

Foto: Schumannfest

Am Dienstag stellte der Initiator und Leiter des Festivals Markus Schuck, der zugleich neuer Vorsitzender des Vereins Schumannhaus ist, das Programm vor, das vom 29. Mai bis zum 9. Juni mit Konzerten und Filmen, mit Tanztheater und einem Kinderfest den 1856 in Endenich verstorbenen Komponisten feiert.

Das Geburtstagskonzert am 8. Juni gestaltet übrigens die bereits im vergangenen Herbst vom Publikum gefeierte Pianistin und Schumann-Spezialistin Marina Baranova, die am Vorabend in einem Gespräch über ihre Liebe zu Schumanns Musik sprechen wird.

Als weitere Höhepunkte kündigte Schuck für das klassische Konzertprogramm unter anderem Auftritte der Geigerin Marina Chiche am Eröffnungstag, 29. Mai, und dem noch sehr jungen, aus vier Geschwistern bestehenden Tenhagen Quartett am 30. Mai an. Außerdem ist der Pianist Amir Tebenikhin zum wiederholten Male Gast (1. Juni), der junge in Berlin lebende Ben Kim wird am 5. Juni pianistische Akzente setzen, aus Bonn kommen die Nachwuchsmusikerinnen Judith Stapf (Geige) und Luisa Imorde (Klavier), die am 6. Juni zu hören sind.

Und Europa Cantat bringt am 7. Juni ein Musical auf die Bühne, das von Kindern der Karl-Simrock-Schule einstudiert wird. Vorfreude auf das Musik-Comedy-Duo Duel machte Schumannfest-Mitinitiator Andreas Etienne, der die Verbindung aus Virtuosität und Komik der Franzosen anpries.

Mit Spannung darf man auch den Liederabend der Preisträgerin des Schumann-Gesangswettbewerbs in Zwickau, Fatma Said, erwarten, der Bonns Stadtmuseum-Chefin Ingrid Bodsch (Schuck: "Unsere Agentin in Zwickau") einen "Hauch von 1001er Nacht" attestiert. Das Theater im Ballsaal wird in diesem Frühsommer vom Schumannfest auch als Bühne für klassische Musik entdeckt. Am 2. Juni geben Anne-Theresa Møller und Lars Møller begleitet von der Pianistin Paulina Tukiainen einen Liederabend, von dem sich Schuck erhofft, dass er auch "einige szenische Elemente" enthalten wird.

Am 7. Juni gastiert das Schumannfest im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses. Dort erwartet das Publikum ein Konzert mit dem zweiten und dem dritten Preisträger der Telekom Beethoven Competition 2012, Cho Ho Han und Rémi Géniet. Der Wettbewerb tritt hier als Kooperationspartner in Erscheinung.

Getanzt wird auch: Gleichsam als Vorprogramm zum Schumannfest zeigt die Tanzkompanie "bo komplex" mit "...im echten Land..." bereits am 24. Mai im LVR-Landesmuseum ein Tanztheaterstück zu Richard Wagners Leben. "Es ist ein sehr poetisches Stück", verspricht Choreografin Bärbel Stenzenberger.

Filmische Highlights sind eine Dokumentation über die Pianistin Martha Argerich, bei der Tochter Stéphanie Argerich die Kamera führte. Sie wird am 3. Juni auch persönlich ins Rex-Kino kommen und mit GA-Feuilleton-Redakteur Dietmar Kanthak über ihr Projekt sprechen. Außerdem wird am 30. Mai der französische Spielfilm "Der ewige Bann" aus dem Jahr 1943 mit Jean Marais in der Hauptrolle gezeigt. Der Film entstand nach einem Drehbuch von Jean Cocteau. Der Entstehung des Zyklus' der Schumann-Sinfonien mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi kann man in dem Film "Schumann at Pier 2" am 9. Juni beiwohnen. Regisseur Christian Berger wird im Anschluss über seine Arbeit sprechen.

Das Programm des letzten Festivaltages fällt sehr bunt aus: Das Spektrum reicht vom Kinderfest ("Malen mit Macke" und Poulencs Musik zu "Barbar") bis hin zu einem Rockkonzert mit der Bonner Nachwuchsband Heldenviertel und einem Jazz-Abend, den die Sängerin Zola Mennenöh und der Bonner Pianist Johannes von Ballestrem über Songs von Sting gestalten.

Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der ebenfalls zur Programmvorstellung gekommen war, stellte mit Genugtuung fest, dass sich das Fest zum 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages als Motto "Schumann und Frankreich" erkoren hat. Er erinnerte auch daran, dass es die Bürger Bonns waren, die den Abriss des im Krieg stark beschädigten Gebäudes verhindert hätten, das nun seit genau 50 Jahren als Gedenkstätte und städtische Musikbücherei den Bonnern zur Verfügung steht.

Das Jubiläum wird mit einer Festschrift begangen, deren Erscheinen Schuck zum Schumannfest ankündigte. Die Publikation entsteht in enger Kooperation mit der Stadt Bonn. Für Nimptsch ist Schumann in Bonn, wie er sagte, "Ehre und Verpflichtung". Das drückt sich auch in der finanziellen Unterstützung durch die Stadt aus, die jährlich 35.000 Euro beträgt.

Der Vorverkauf für das Schumannfest beginnt am 13. Mai. Karten gibt es in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen. Informationen: www.bonner-schumannfest.de.

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