Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft Gewinner von "faktor kunst 2013" gekürt

BONN · Passen Armut und Kunst zusammen? Eine Frage, die sich arme Menschen viel zu selten stellen, finden Künstler, die sich selbst immer öfter mit dem Thema befassen.

Auszeichnung eines Kunstprojektes, das sich für Arme engagiert: Ingrid Raschke-Stuwe (von links), Carl Richard Montag und das Team von Machbarschaft Borsig 11 um Vorstandsmitglied Volker Pohlücke (2. von rechts).

Auszeichnung eines Kunstprojektes, das sich für Arme engagiert: Ingrid Raschke-Stuwe (von links), Carl Richard Montag und das Team von Machbarschaft Borsig 11 um Vorstandsmitglied Volker Pohlücke (2. von rechts).

Foto: Jörg Wild

Denn je mehr die Armut breiter Bevölkerungsschichten zur gesellschaftlichen Realität gehört, desto mehr beschäftigen sich Kulturschaffende damit. Diesem Wandel in der Kunstdiskussion trägt die Bonner Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft mit der Auslobung ihres Förderpreises "faktor kunst 2013" Rechnung.

Unter 204 Einsendungen aus der ganzen Bundesrepublik wählte eine achtköpfige Expertenjury das Projekt des Vereins "Machbarschaft Borsig11" als Sieger aus. "Public Residence: Die Chance" heißt die Aktion, die der Dortmunder Kulturverein mit sehr konkreten Vorschlägen entwickelt hat. Bis zu 200.000 Euro stehen "Machbarschaft Borsig 11" jetzt für die Umsetzung der Idee zur Verfügung, die ab 2014 im Dortmunder Norden Brücken schlagen soll zwischen Kunst und Armut.

Armut, das kam in der Podiumsdiskussion vor der Preisverleihung noch einmal sehr deutlich zum Vorschein, ist vielschichtig. Eine Definition lautet, dass Armut das Fehlen von Möglichkeiten der Teilhabe ist. An Kunst beispielsweise. Und diese Form der Armut ist im Dortmunder Norden alltäglich.

"Der Borsigplatz ist wie ein Brennglas, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungen bündeln", heißt es in der jetzt prämierten Projektvorstellung. "Und Kreativität ist hier überall vorhanden, deshalb geht es uns darum, mit kulturellen, sozialen und ökonomischen Praktiken die Gegebenheiten vor Ort aufzunehmen und neue Handlungsmöglichkeiten sichtbar zu machen", erklärte Vorstandsmitglied Volker Pohlücke.

Damit trifft das Konzept die Anliegen der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft. Die will, wie Stiftungsvorständin Ingrid Raschke-Stuwe sagte, Nachhaltigkeit fördern. "Wir zeichnen hier ein Projekt aus, das Kunst und Teilhabe auf vorbildliche Weise verbindet."

Ziel von "Public Residence" ist es, möglichst viele Bürger des Viertels für verschiedene Kunstprojekte zu begeistern, so dass sie mit einer fiktiven Währung - den "Chancen" - darin investieren. Um die Gunst der Bewohner buhlen jeweils vier Künstler aus verschiedenen Ländern, die mithilfe des Preisgeldes ein Jahr kostenlos in der Public Residence am Borsigplatz leben werden. Auch ein Grundgehalt sollen sie beziehen.

Die große Frage ist nun also, ob sich Menschen aus einem vermeintlich kunstfernen Stadtgebiet für ein Kulturprojekt begeistern lassen - oder gar für mehrere. "Es ist ein Experiment mit der Wirklichkeit", erklärte Borsig 11-Vorstand Pohlücke.

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