Glauben Sie keinem Kameltreiber oder Wirt

Gisbert Haefs in der Bonner Buchhandlung Bouvier

  Gisbert Haefs  bei Bouvier.

Gisbert Haefs bei Bouvier.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Was haben die ägyptische Fürstin Kleopatra, der römische Offizier Rufus und der Händler Demetrios gemeinsam? Zumindest schon einmal das Reiseziel, und das heißt in diesem Fall Judäa. Wobei jeder mit der Reise insgeheim ganz eigene Ziele verfolgt. Die Tatsache, dass die Karawane auf dem Weg von der südarabischen Weihrauchküste in Richtung Mittelmeer in eine verhängnisvolle Kette aus Morden, Intrigen und Entführungen verwickelt wird, macht den Roman "Die Geliebte des Pilatus" aus der Feder des Bonner Schriftstellers und Übersetzers Gisbert Haefs zum Krimi vor biblisch-historischem Hintergrund. Drei Stücke daraus stellte er jetzt auf der Bouvier-Literaturbühne vor.

Es ist das Jahr 29 nach Christi Geburt, und ein Wanderprediger versetzt die Menschen der Provinz in Unruhe. Ist er ein Aufwiegler gegen Rom? Jemand, der das jüdische Gesetz öffentlich mit Füßen tritt? Für Kleopatra hingegen, die von der Ferne bereits ein Auge auf dem "Gouverneur" Pilatus geworfen hat, spielen Glaubensfragen keine Rolle. Ebenso wie für den Geschäftsmann Demetrios, dessen Interessen ebenfalls äußerst "weltlich" sind.

Was seine antiken Romanhelden denken und fühlen und wie sie versuchen, ihre eigenen Wünsche gegen alle Widerstände zu verwirklichen - das schildert der Autor auf erfrischend prosaische Art, mit trockenem Humor gewürzt und vor allem dem heutigen Sprachgebrauch folgend.

"Glauben Sie keinem Kameltreiber oder Schankwirt, der wie Cicero in Hexametern spricht", lautete denn auch der augenzwinkernde Rat des Autors an seine Bonner Zuhörer. Auch zu Zeiten Jesu Christi habe es in Galiläa und dem Rest der meist römisch beherrschten Welt das gegeben, was man heute unter dem Wort Straßenjargon verstehe.

Dass Haefs sich auf frühhistorische Stoffe und die dazu nötigen, mitunter akribisch genauen und daher sehr zeitaufwendigen Recherchen versteht, hat er vor einigen Jahren schon mit seinem Roman "Hamilkars Garten" eindrucksvoll bewiesen. Diesmal ist seine Hauptfigur eine Frau. Eine, die in ihrer Zielstrebigkeit und Verführungskunst gut in den amerikanischen "Film noir" der 40er Jahre mit seinem Star Veronica Lake passen würde. Doch auch sie erlebt auf den rund 420 Seiten ein paar böse Überraschungen und muss zum Schluss ihr persönliches Geheimnis preisgeben. Dafür lebt sie schließlich in einem Kriminalroman.

Gisbert Haefs: Die Geliebte des Pilatus. BTB bei Goldmann, 416 S., 22,90 Euro.

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