Ausstellung Grenzfälle und Gedankenräume mit Lutz Fritsch

Den Autofahrern ist sie mittlerweile vertraut, die 50 Meter hohe Stahlstele, die auf dem Verteilerkreis in Bonn steht und durch ihr leuchtendes Rot nicht zu übersehen ist. In Köln, 22,5 Kilometer entfernt, steht das Pendant dazu und weil man beide Stelen nicht gleichzeitig sehen kann, muss man sie sich eben gleichzeitig vorstellen.

 Der Bildhauer Lutz Fritsch neben einer Arbeit in seiner Ausstellung in der Bonner Gesellschaft für Kunst und Gestaltung.

Der Bildhauer Lutz Fritsch neben einer Arbeit in seiner Ausstellung in der Bonner Gesellschaft für Kunst und Gestaltung.

Foto: Franz Fischer

Das dürfte nicht schwerfallen und schon ist man mittendrin in der Kunst von Lutz Fritsch. Die beiden Stelen markieren Anfang und Ende der A 555, der ältesten Autobahn Deutschlands, 1932 vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer eingeweiht. "Standortmitte" heißt die Arbeit, die 2008 entstanden ist und daran lässt sich gut nachvollziehen, wie stark Fritsch in Räumen denkt, die er bisweilen auch treffend als "Gedankenräume" bezeichnet.

Jetzt hat der Landschaftsverband Rheinland den 1955 in Köln geborenen Künstler mit dem Leo-Breuer-Preis ausgezeichnet, der alle zwei Jahre an einen Künstler vergeben wird, der "auf der Basis der konstruktiven gestalterischen Grundsätze neue Formate entwickelt".

Mit dem Kölner Lutz Fritsch hat die Jury einen würdigen Preisträger gefunden, dessen Großskulpturen unter anderem in Duisburg, Köln und sogar eine "Bibliothek im Eis" in der Antarktis verwirklicht wurden. Auch in Bonn, vor und hinter dem Gebäude der Stiftung caesar an der Ludwig-Erhard-Allee, gibt es eine weitere Arbeit von ihm mit dem Titel "Ferne Nähe". Dotiert ist der Leo-Breuer-Preis mit 5000 Euro und einer Ausstellung in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung.

Dort darf man dann Lutz Fritsch als Zeichner und Maler erleben, der Zeichen setzt, Räume mit Linien ordnet oder massive Farbflächen gegeneinander verschiebt. "Ich reagiere emotional auf Räume, Innenräume, Landschaftsräume, urbane Räume, ich stelle Bezüge und Bezugspunkte her", sagt Fritsch, der in der Ausstellung auch Einblicke in seine seit 1978 geführten Künstlerbücher gibt. Hier, wie auch in den großräumigen urbanen Situationen, in denen Lutz Fritsch gezielt interveniert, sind seine Eingriffe minimal, markant und von einer selbstverständlichen Präsenz.

Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Hochstadenring 22; bis 9. November, Mi-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-14 Uhr. Den Katalog "Standortmitte" gibt es, von Lutz Fritsch signiert und mit einer Originalzeichnung versehen, für 50 Euro.

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