Nachfolger von GMD Stefan Blunier Größere Unabhängigkeit

BONN · Nachdem Stefan Blunier im Juni dieses Jahres überraschend erklärte, seinen Vertrag als Generalmusikdirektor (GMD) der Stadt Bonn und Chef des Beethoven Orchesters nicht mehr verlängern zu wollen, muss bis spätestens zum Sommer 2016 ein Nachfolger an den Pulten in der Beethovenhalle und im Orchestergraben der Oper feststehen.

 Nachfolger gesucht: Zum Ende der Saison 2014/2015 verlässt Stefan Blunier Bonn.

Nachfolger gesucht: Zum Ende der Saison 2014/2015 verlässt Stefan Blunier Bonn.

Foto: Thilo Beu

Derzeit ist Bonns Kulturdezernent Martin Schumacher damit beschäftigt, eine Findungskommission zusammenzustellen, wie er dem General-Anzeiger auf Anfrage sagte. Über Details könne er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Schumacher: "Ich werde den Kulturausschuss in seiner nächsten Sitzung am 30. Oktober über die Zusammensetzung der Findungskommission informieren, spätestens jedoch in der Sitzung darauf."

Natürlich sei zum jetzigen Zeitpunkt auch noch kein konkreter Name im Gespräch, betonte Schumacher. Selbst das Profil eines Blunier-Nachfolgers sei noch nicht klar umrissen. "Mir ist es wichtig, da relativ offen heranzugehen", sagte er. "Am Ende kommt die Person nach Bonn, die am meisten überzeugt."

Nur eines sollte klar sein: "Der neue Generalmusikdirektor muss das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 gestalten." Also wird eine Findungskommission ein besonderes Augenmerk darauf zu richten haben, ob ein möglicher Kandidat eine besondere Affinität zu Bonns größtem Sohn besitzt.

Möglicherweise wird der neue GMD eine andere Organisationsstruktur beim Orchester vorfinden, als sie bislang unter Blunier noch besteht. Im Rahmen der Überlegungen zum Kulturkonzept 2020 denkt man in der Verwaltung derzeit über eine organisatorische Kurskorrektur beim Orchester nach.

In Orchesterkreisen kursierten bereits Befürchtungen einer möglichen Fusion, bei der das Beethoven Orchester in die Oper integriert werden solle. Dem Eindruck widersprach jedoch Schumacher am Montag entschieden. "Es gibt Überlegungen, das Orchester, das im Moment als Abteilung des Kulturamtes geführt wird, in eine eigenbetriebsähnliche Einrichtung zu überführen. So wie auch das Theater organisiert ist."

Schumacher erläuterte weiter, dass das Orchester dadurch in Haushaltsangelegenheiten eine größere Unabhängigkeit erhalten würde. Der neue GMD hätte also einen eigenen Haushalt zu verantworten. Schumacher: "Es geht nicht um eine Fusion, es geht nicht um eine Zusammenlegung, es geht um eine rein verwaltungsinterne Änderung, die nach außen nicht sichtbar würde."

Für Schumacher ist es von entscheidender Bedeutung, dass das Orchester als Konzertorchester seine Eigenständigkeit behält. Dem müsse man auch organisatorisch Rechnung tragen, sagte er. Nicht nur im Hinblick auf die Feierlichkeiten zu Beethovens 250. Geburtstag. Das Beethoven Orchester sei ein Multifunktionsorchester, das sowohl in der Oper als auch im Konzertsaal zum Einsatz käme.

"Das Beethoven Orchester muss unter diesem Namen Konzerte spielen und auch auf Tourneen gehen. Die Autonomie des Orchesters würde in einer möglichen neuen Organisationsform nicht verändert werden." Es ginge um etwas anderes: "Zwei Einrichtungen, die eine so hohe Schnittmenge haben, könnten auch in der gleichen organisatorischen Form geführt werden." Es sei auch denkbar, Oper und Orchester unter einem Dach zu führen, aber, so schränkte Schumacher ein, "dann mit getrennten Haushalten."

Inwieweit es zu irgendwelchen Synergieeffekten kommen könnte, was etwa Verwaltung und Dramaturgie angehe, dazu äußerte sich Schumacher noch nicht. "So weit sind unsere Gedanken noch gar nicht vorangeschritten", sagte er. Selbst wenn sich solche Bestrebungen durchsetzten sollten, sagte er, dürfe die Kunst nicht darunter leiden.

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