Arp Museum: Programm 2017 Große Party mit Henry Moore

Bonn · Das Arp Museum Rolandseck feiert den zehnten Geburtstag mit einer monumentalen Retrospektive des britischen Bildhauers. Außerdem stellen sich Stipendiaten von Balmoral und der Bonner Werner Klotz vor.

Oliver Kornhoff ist in Feierlaune. Nicht nur, weil das Dada-Themenjahr 2016 so gut gelaufen ist und rund 60 000 Besucher ins Arp Museum Bahnhof Rolandseck lockte. Die Institution ist damit das bestbesuchte Museum in Rheinland-Pfalz und politisch gesehen der einzig verbliebene Leuchtturm nördlich von Mainz – über den anderen, den erloschenen Leuchtturm Nürburgring, redet man nicht mehr so gerne. Kornhoff ist auch bester Laune, da sein Haus im kommenden Jahr zehn Jahre alt wird und eine handfeste Erfolgsgeschichte vorzuweisen hat: Das Arp Museum hat sich nach schwierigen Anfängen und Missklängen etabliert, wird von der internationalen Museumsszene als Partner akzeptiert, konnte und kann mit Arp, Sammlung Rau, dem hinreißenden Meier-Bau und insgesamt 59 Ausstellungen punkten und hat seit dem Start im September 2007 immerhin 630 000 Besucher ins Haus geholt.

2017 wird gefeiert, und zwar mit einem echten Schwergewicht, einem der einflussreichsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Kornhoff holt Henry Moore nach Rolandeseck, respektive seine Kunst: In einer dreistufigen Ausstellung wird sein Werk gefeiert, es wird die wohl größte Moore-Schau der letzten Jahre, groß auch dank zahlreicher Monumentalwerke, die die Moore-Foundation ab Anfang Mai an den Rhein transportieren lässt.

Wiederholt war der 1986 gestorbene Moore in Johannes Wasmuths Künstlerbahnhof zu Gast gewesen, zeigte Zeichnungen und stellte kurz seine fast vier Meter hohe Bronze „Large Standing Figure: Knife Edge“ von 1961 vor den Bahnhof. Unklar ist, ob er tatsächlich vorhatte, für Wasmuths Künstlerbahnhof 1977 eine Skulptur zu stiften, wie der General-Anzeiger damals berichtete. Zwei Jahre später posiert Moore im Festsaal des Bahnhofs für ein Foto von Lothar Wolleh. Nach dem Shooting fuhr er nach Bonn, um zusammen mit Bundeskanzler Helmut Schmidt seine golden schimmernde Bronze „Large Two Forms“ vor dem Bundeskanzleramt zu übergeben. Schmidt sagte damals: „Für mich ist dieses Kunstwerk auf dem neuen Grün des Vorplatzes ein Zeichen für Leben, ein Symbol für menschliche Verbundenheit, auch ein Ausdruck für Menschlichkeit. Und diese Wirkung teilt sich – so meine ich – dem ganzen Platz mit.“

„Tageschau“ und „Heute“ brachten dieses Kunstwerk, wann immer sich in Bonn politisch etwas tat, in deutsche Wohnzimmer. Kornhoff wird diesen medialen Moore-Hype in seiner Ausstellung (28. Mai 2017 bis 7. Januar 2018) aufnehmen. Die Schau soll bereits an der B 9 vor dem Museum mit der neun Meter breiten Liegenden aus Fiberglas, „Large Reclining Figure“ (1984), beginnen. Der Besucher wird auf dem Bahnhofsvorplatz von dem liegenden „Coslar Warrior“ empfangen, der mit Hans Arps vergrößertem „Tanzgeschmeide“ einen ersten Dialog aufnimmt. Am Ende des ersten Tunnels, der zum Meierbau führt, grüßt Moores „Interior Form“ (1951), in der anschließenden stollenartigen Röhre wird man neben einer Liegenden von 1952-53 Moores beklemmende „Shelter Drawings“ sehen, die der Maler in den Londoner Bombennächten in der U-Bahn von schutzsuchenden Menschen zeichnete.

Moore im Dialog mit dem Meier-Bau

An allen markanten Stellen des Neubaus und auch im Ausstellungsgeschoss werden Spitzenwerke von Moore zu sehen sein – hier darf man sich auf den Dialog mit der modernistischen, weiten, lichtdurchfluteten Architektur Richard Meiers freuen. Der Parcours endet hinter dem Neubau auf der grünen Wiese mit einem sieben Meter breiten Hauptwerk: „Three Piece Sculpture: Vertebrae“ von 1968/69.

Das achtmonatige Rolandesecker Moore-Festival hat drei Akte. Auf den monumentalen Parcours durch den Meierbau folgt ein intimes „Rendez-vous des Amis“ mit Arp – beide schätzten sich sehr – und eine interessante Reise zu Moores künstlerischen Wurzeln in der Kunstkammer Rau. Der Brite liebte die Künstler der Renaissance, er verehrte die Maler Auguste Renoir, Mary Cassatt und Gustave Courbet, ließ sich von den Bildhauern Aristide Maillol und Auguste Rodin anregen. Mithilfe der Schätze Gustav Raus wird Moores Inspirationspool nachempfunden.

Während der Meier-Bau ab Mai in Moores Hand ist, läuft im Bahnhof das Alternativprogramm. Balmoral-Stipendiaten machen unter dem Motto „Was sich abzeichnet“ Mitte Februar den Anfang. Ende Juli startet im Bahnhof die Ausstellung des gebürtigen Bonners mit Wohnsitz in New York, Werner Klotz, der mit etlichen Exponaten schon dauerhaft im Festsaal vertreten ist. Unter dem Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ wird er eine raffinierte Spiegelinstallation zeigen. Das Ausstellungsjahr endet mit einer zweiten Ausstellung zur Schenkung des Sammlers Gerhard Meerwein.

Und die große Geburtstagsparty des Arp Museums startet mit einem Sommerfest am Rhein am 16. September 2017.

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