"gruppe konkret" präsentiert sich im Künstlerforum

Künstler Kronenberg zeigt skurrile Gestalten im Wissenschaftszentrum

  Manfred Kronenbergs  "Drahtesel".

Manfred Kronenbergs "Drahtesel".

Foto: Franz Fischer

Künstlerforum. Auf Ausstellungsmotto und Werktitel kann dieser Kunstzirkel getrost verzichten. Denn die seit 1981 existierende "gruppe konkret" setzt kontinuierlich auf zeitlose Richtlinien, die in der konkret konstruktivistischen Gedankenschatztruhe verankert sind.

Dass etwa Gebote wie Sachlichkeit, Disziplin, Askese, und Schwerpunkte wie geometrische Formeln Freiräume für Esprit und Entdeckungen offen halten, das beweist ein Auftritt von 15 Gruppenmitgliedern und die experimentellen Gastkünstler Wolfgang Bernd, H.H. Zimmermann sowie Promigast Jürgen Blum.

Da zaubert beispielsweise eigentlich in der Architektur beheimatete Professorin Dagmar Hagemann aus acht formidentisch aufgeschlitzten Betonbausteinen ein deutungsreiches Panorama von plastischen Formen und Vexierbildern. Unter dem Stichwort "emotionale konkret" kokettiert Maler K. Peter Kremer mit einem nachtschwarzen Farbraum. Eine imponierende Fotodokumentation von Jürgen Blum ermöglicht eine visite im "Offenen Buch der (hessischen) Stadt Hünfeld".

Elektrifizierende Farbenschleier und Lichtnukleare steuert "Farbforscherin" Gertrud Maria Viegener bei. Mit Rissen und Brüchen ist die Wandarbeit von Dagmar Lutz behaftet, Analogien zu Leben und Universum verkapseln sich in Reliefs von Wolf Ebener.

Aus schlichten Modulen bündelt Sabine Heinen Bildobjekte. Mitspieler Zufall erschleicht sich in einem Aktionsspiel von Reinhard Lättgen die Rolle des Gesetzesgebers. Grafisch diktierte Malerei von Wolfgang Ulbrich, Farbdialoge von Jo Kuhn und Ritzgespinste von Jochen Röder runden das Bild ab.

Künstlerforum, Hochstadenring 22-24; bis 27. Dezember. Di-Fr 15- 18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr.

Wissenschaftszentrum. Im Foyer des Wissenschaftszentrums wimmelt es zur Zeit von skurrilen Gestalten. Vier schräge Vögel mit der unverkennbaren Physiognomie der Beatles sitzen auf dem Rücken eines Zebras in Abbey Road. Schwergewichtige Nilpferde hüpfen mit Spiralbeinen munter durch die Wüste und wünschen sich "Klasse trotz Masse".Man entdeckt Übersee-Boote und Narrenschiffe, Pedalritter und Netzbetreiber, Fischköppe und klitschnasse Clowns. Die Bilder, die Manfred Kronenberg unter dem Titel "Phantastisches und Skurriles, gefunden, erfunden, gemalt und gezeichnet" zeigt, sind hintergründig und zweideutig. Seit drei Jahrzehnten malt, aquarelliert und zeichnet der Designer und Illustrator aus Warendorf eine schrullige Fantasiewelt.

Anregungen nimmt der 54-Jährige aus Mythologie, Kultur- und Weltgeschichte, aus persönlichen Erlebnissen oder Wortspielen. In "Fishing for Compiments" steht ein "Egomaner Möchte-Gern-Napoleon" als armer Hund auf einem Pappsockel, über der Schulter ein Fangnetz voller "Beifallzoller".

Kronenberg schafft Sinnbilder, die er detailreich mit einem Schuss subversivem Humor ausschmückt. Als leidenschaftlicher Sammler von kurbelbetriebenen mechanischen Apparaten konstruiert er auch in seinen Bildern die abenteuerlichsten Maschinen.

Wissenschaftszentrum, Ahrstraße 45, bis 18. Januar. Mo-Fr 8-19 Uhr sowie an den Sonntagen im Dezember von 14-17 Uhr

Deutsche Forschungsgemeinschaft. Das Phänomen der Schrift in der Kunst lässt sich über tausend Jahre zurückverfolgen. Hochkonjunktur schließlich erfuhr es in der Ära der Pop Art. Wer hätte nicht Robert Indianas Bild "LOVE" gesehen? Stets aber hatte Schrift, das heißt zumeist eine Folge von Buchstaben, die Aufgabe der Vermittlung von Inhalten.Davon aber hat sich Giorgio Milani, italienischer Buchstabenkünstler, gelöst. Man möchte ihn einen Buchstabenfetischisten nennen, denn seit mehreren Jahrzehnten ist er auf der Jagd nach den Drucklettern ausgedienter Setzkästen. Er versteht sie als Symbole einer durch elektronische Medien verlorenen Erinnerungskultur. Wie er mit den Buchstaben umgeht, lässt sich derzeit als "LETTERART" in der Deutschen Forschungsgemeinschaft beobachten.

Als Hommage an das Institut hat er dessen Devise "WISSENSCHAFFTKUNST" in ein allerdings spiegelbildliches Buchstabenbild verwandelt. Giorgio Milane setzt Lettern, seinen künstlerischen "Rohstoff", also spielerisch ein, schafft Reliefs, Türme, Hochhäuser, Bücher. Woran aber will er wirklich erinnern, wenn es, wie es heißt, ihm nicht um das Wort, sondern um das Bild geht?

Er nimmt den Verlust der Funktion von Buchstaben als Bedeutungsträger zugunsten einer dekorativ ästhetischen Wirkung in Kauf. Zum glaubwürdigen, symbolträchtigen Objekt ist ihm allerdings "Babele", ein Turm aus farbigen Holzlettern, geraten. Es spielt sinnfällig auf die alttestamentliche Sprachverwirrung an.

Deutsche Forschungsgemeinschaft bis 24. Januar 2008; Di 16 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung.

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