Orchester in Köln Gürzenich-Chef François-Xavier Roth stellt die neue Konzertsaison vor

KÖLN · Bleibt Generalmusikdirektor François-Xavier Roth Köln und dem Gürzenich-Orchester über 2020 hinaus erhalten? Sicher ist das nicht, Fragen wich der Generalmusikdirektor aus. Fest steht hingegen das hochklassige Programm der neuen Saison.

 Die Entscheidung über seine Vertragsverlängerung soll bald fallen: Dirigent François-Xavier Roth.

Die Entscheidung über seine Vertragsverlängerung soll bald fallen: Dirigent François-Xavier Roth.

Foto: Guenther Meisenberg

Die Frage, ob er der Stadt Köln über 2020 hinaus erhalten bleibe, beantwortete Gürzenich-Kapellmeister Generalmusikdirektor François-Xavier Roth eher ausweichend. Er sei mit der Stadt Köln noch in Verhandlung, sagte er am Dienstag vor Journalisten in der Philharmonie. Seine weiteren Äußerungen ließen jedoch immerhin soviel Deutungsspielraum zu, dass es berechtigte Hoffnung auf eine Weiterbeschäftigung des Franzosen in Köln gibt. „Wir arbeiten sehr ernst an dem Vertrag“, sagte er und hob die Verhandlungen mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker als „sehr kreativ“ hervor. Dieser Prozess sei natürlich nicht öffentlich, merkte er an, ergänzte aber: „Ich bin positiv und hoffe, dass wir bald etwas annoncieren können.“

Anlass der Zusammenkunft von Presse und Gürzenichchef war allerdings nicht die Erörterung dieser für Köln wichtigen kulturpolitischen Frage, sondern die Vorstellung der neuen Konzertsaison. Und da werden laut Roth ein paar ganz große Themen behandelt. Die gelten der Frage, wie man erstens ein großes Sinfonieorchester erlebt, zweitens geht es um die Geschichte des Gürzenich-Orchesters und drittens um Robert Schumann und Köln.

Pate für das erste große Thema steht Gustav Mahler, für den Sinfonien zu komponieren bedeutete, mit allen Mitteln der Technik eine neue Welt zu erfinden. Mit der dritten und fünften Sinfonie wird er dabei sein eigener Gewährsmann sein. Ein heutiger Vertreter dieses immensen Anspruchs ist für Roth der französische Komponist Philippe Manoury, dessen „Lab.Oratorium“ den großen Abschluss seiner Köln-Trilogie bilden werde.

Ein spannender Aspekt an diesem Stück wird sein, dass es nicht nur einen Dirigenten, sondern zusätzlich auch einen Regisseur benötigt. Um das Werk in der Philharmonie adäquat zu präsentieren, wird Nicolas Stemann hinzugeholt, der auch schon Manourys Jelinek-Musiktheater „Kein Licht“ in Szene setzte. Mit dem ambitionierten „Lab.Oratorium“ wird das Gürzenich-Orchester dann in der Elbphilharmonie Hamburg und der Philharmonie de Paris debütieren.

„Beste Dirigentin der Welt“ reiht sich mit Beethovens „Eroica“ ein

Vertieft wird die Thematik der Rahmen sprengenden Sinfonik durch Aufführungen von Alexander Skrjabins „Poème de l’Extase“ (mit Dmitrij Kitajenko) oder von Richard Strauss' „Alpensinfonie“, mit dem Ersten Gastdirigenten Nicholas Collon. Roth kündigte zudem die Rückkehr eines seiner Vorgänger, James Conlon, an, der nach 13 Jahren Gürzenich-Abstinenz Schostakowitschs monumentale „Leningrader“ Sinfonie dirigieren wird. Und die laut Roth „beste Dirigentin der Welt“, Karina Canellakis, reiht sich mit Beethovens „Eroica“ ein.

Die Geschichte des Gürzenich-Orchesters steht gleich beim saisoneröffnenden Festkonzert auf dem Plan: Da dirigiert Roth unter anderem Max Regers in Köln uraufgeführte Hiller-Variationen. Auch zur Gastspielreise im Februar nach Turin, Budapest, Zürich und Wien hat man Orchestergeschichte im Gepäck: Gespielt wird neben Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert in e-Moll mit Isabelle Faust Mahlers vom Gürzenich-Orchester uraufgeführte „Fünfte“.

Höhepunkte des Schumann-Schwerpunkts sind die Aufführung der großen Solokonzerte und Sinfonien. Truls Mørk spielt das Cellokonzert, Isabelle Faust das Violinkonzert und Jean-Frédéric Neuburger ist Solist im Klavierkonzert. Ein hübscher Gag am Rande: Während Roth die Werke Schumanns anpries, hielten im Konzertsaal der Philharmonie die Kollegen vom WDR Sinfonieorchester mit dem Finale aus Beethovens neunter Sinfonie dagegen.

Das Orchester ist in der aktuellen Spielzeit mit einem neuen Rekord von 5639 verkauften Abos und tendenziell 95 Prozent Auslastung bestens aufgestellt. Damit das so bleibt, wird die nach Patrick Schmeings im Januar erfolgtem Wechsel an die Bonner Bundeskunsthalle vakante Stelle des Geschäftsführenden Direktors im September neu besetzt. Dann kommt Stefan Englert, der bislang Executive Director des Budapest Festival Orchestra ist, nach Köln, um gemeinsam mit Roth die Betriebsleitung des Orchesters zu übernehmen.

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