Guildo Horn rockt die Harmonie im Nikolausmantel

Bonner Konzerte: Guildo Horn zeigte sein Können in der Harmonie. Die Bundekunsthalle feierte den Newcomer Eduard Leata, der Kammerchor Oberpleis-Königswinter und ein Familienkonzert bezauberten in der Bonner Schlosskirche und im Kammermusiksaal.

 Nikolaus mit Sonnenbrille: Guildo Horn in Aktion.

Nikolaus mit Sonnenbrille: Guildo Horn in Aktion.

Foto: SCA

Harmonie. Rufe wie "Meister, Meister!" treiben Guildo Horn und seine Band "Die orthopädischen Strümpfe" schließlich auf die Bühne - das Konzert in der vollen Harmonie beginnt mit gut halbstündiger Verspätung.

Im Nikolausmantel tritt der Meister auf, mit dunkler Sonnenbrille. Das vor der Bühne dicht gedrängte Publikum gerät bei einem Feuerwerk traditioneller adventlicher Lieder eng gepaart mit bekannten Hits aus der Schlager-, Pop-, Funk- und Folklore-Szene sofort in Stimmung. Guildo Horns Bühnenpräsenz ist enorm. Mit unglaublicher Energie und einer bestens abgestimmten Band trifft er zielsicher den Nerv: Der Saal tobt, alle singen mit. Das "Weihnachts-Special" ist eine mitreißende Show aus temperamentvoll vorgetragenen Songs und ruhigeren Stücken, die der Trierer serviert. Horst Köhler, wie der "Meister" mit bürgerlichem Namen heißt, weiß eben, was wann passt. Wolfgang Schneider

Bundeskunsthalle. Thomas Offermann freute sich sichtlich, den Newcomer Eduard Leata (Jahrgang 1991) aus Rumänien zum 107. Bonner Meisterkonzert im Auditorium der Bundeskunsthalle vorzustellen, obwohl er nur - sehr ungewöhnlich für die Reihe - eine kleine Gruppe von Zuhörern hatte. Die wiederum, die Blitzeis und Schneetreiben getrotzt hatten, hörten rasch, warum ihn Offermann als Teil der Jury zum ersten Preis des Guitar Art Festival Belgrad 2010 verholfen hatte.

Bereits in den fünf Sätzen der "Collectici intim" des Spaniers Vicente Ascenios (1908-1979) brachte Leata die ganze Bandbreite seiner künstlerischen Ausdruckskraft zur Geltung: Verträumte Stimmungen, sinnliche Melodik, feuriger Flamenco, zu dem man sich die tanzende Carmen gut hätte vorstellen können, brillante Technik in den beiden Schlusssätzen.

Auch in Mario Castelnuovo-Tedescos (1895-1968) "Capriccio Diabolico" und Giuolo Regondis (1822-1872) romantischer "Introduction et caprice" behielt Leata stets große Übersicht und bewies Gespür für das Timing. In warmen Klängen stellte er das Thema in Miguel Llobets (1878-1938) "Variaciones sobre un tema de sor" vor, in dessen Variationsverlauf keine technischen Finessen ausgelassen wurden. Ebenso perfekt interpretierte er Sergio Assads (geb. 1952) "Fantasia Carioca" - und mehrere Zugaben. Thomas Kirchhoff

Universitätsschlosskirche. Mit einem Weihnachtskonzert der besonderen Art gastierte der Kammerchor Oberpleis-Königswinter in der Bonner Schlosskirche. Die Requiem-Vertonung des Briten John Rutter aus dem Jahre 1985 und Leonard Bernsteins 20 Jahre zuvor entstandene "Chichester Psalms" sind nicht zuletzt wegen ihrer diffizilen Harmonien und rhythmischen Komplexität Chorwerke mit durchaus hohem Anspruch. Zwischendrin gab's Mendelssohns Hymne nach Psalm 55, "Hör mein Bitten".

Unter Leitung von Pavel Brochin, der den Chor seit Amtsübernahme 1996 auf ein bemerkenswert solides Niveau gehoben hat, lief dieser Abend dann doch nicht ganz so rund, wie man es sich erwartet hätte. Rutters Requiem bietet trotz seines französischen Vorbildern folgenden melodischen Reichtums erhebliche Tücken, deren Koordination in "The Lord is my shepherd" des Psalms 23 erst im dritten Anlauf korrekt gelang. Leichte Konzentrationsschwächen auch bei Bernstein, der seine hebräischen Texte in eine synkopenreich-jazzige Klangsprache kleidet. Vor allem bei den Männerstimmen wäre hier deutlich mehr Präsenz wünschenswert.

Gestanden hingegen die kleinen Soli aus den Chorreihen. Mit lyrischem Timbre, doch in der Höhe bisweilen die Schärfe streifend, der Sopran von Judith Decker. Klangschön begleitet wurden Solistin und Chor von Christoph Bielefeld, Harfe, Ralf Meier, Flöte, Bernd Fugelsang, Oboe, Anja Hinger, Violoncello, sowie Marc Gosenmärker und Tobias Liebeszeit, Schlagwerk. An der Orgel saß verlässlich Christoph Hamm. Fritz Herzog

Kammermusiksaal. Wie klingt es, wenn ein Schneemann von seiner Traumschneefrau träumt? Vielleicht wie das Duo KV 242 für Violine und Viola von Mozart, in dem die Instrumente so traulich miteinander reden, wie es sich der weiße Flockenkerl im Zusammensein mit seiner Angebeteten wünscht. Oder wie hört es sich an, wenn die Schneefrau traurig ist, weil sie den Schneemann nicht finden kann? In Beethovens melancholischem Adagio aus der Serenade op.8 ist auch für diese Herzensqual Platz.

Und sogar den sagenumwobenen Sternenstaub konnten die zahlreichen jungen Besucher im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses hören - im Andante aus Heitor Villa-Lobos 1945 entstandenem Streichtrio rieselt er in Gestalt von Flageolett-Arpeggien herab. "Sternenstaub" heißt das Weihnachtsmärchen von Ute Kleeberg, das im Familienkonzert aufgeführt wurde. Text und Musik fanden hier auf bestechende Weise zusammen.

Stella Maria Adorf las die Geschichte, wie Schneemann und Schneefrau, dank Sternenstaub zum Leben erweckt, nach einigem Hin und Her zueinander finden und fortan im Land des Weihnachtsmanns ihre Tage verleben dürfen. Antonio Pellegrini, Fabio Marano und Helmut Menzler fügten als Streichtrio Musik hinzu, die die jeweilige Stimmung fantasievoll aufgriff, ohne ins Plakative zu verfallen. Die "Tondichtung" gibt's übrigens auch als Hörbuch. Mathias Nofze

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