Antiquarius in Bonn Guro von Germeten: Blonde Frau und blutrotes Akkordeon

BONN · "Es wird Leidenschaft geben", prognostiziert Guro von Germeten im voll besetzten Antiquarius, "und auch ein bisschen Lärm." Wie verführerisch diese Inhaltsstoffe sind, stellt die Sängerin und Akkordeonistin aus Oslo in ihrem zweistündigen Solokonzert eindrucksvoll unter Beweis.

Dass sie die Zwillingsschwester von Gwyneth Paltrow sein könnte, wenn sie nicht noch deutlich entzückender aussähe als besagte Filmschauspielerin, sei hier lediglich am Rande notiert.

In ihrer Heimat Norwegen ist Guro von Germeten ein Star, dort tritt sie bevorzugt mit einem sechsköpfigen Kammerorchester auf. Demnächst geht sie als prominente Gastmusikerin mit einer Rockband auf Europatournee. Von der ersten Silbe ihrer Begrüßungsworte an (seit einem Studienaufenthalt in der Schweiz färbt ein schwyzerdütscher Einschlag ihr bemerkenswert gutes Deutsch) hat sie das Publikum im Antiquarius um den Finger gewickelt.

Sie schreit in ihren gefühlstrunkenen, unkitschigen und herzergreifenden Songs immer wieder voller Inbrunst auf, um dann geradezu abrupt in einen träumerischen, schwelgenden und zärtlichen Zustand zu sinken. Dann fallen ihre langen blonden Haare sanft auf die vanillefarbenen Tasten ihres blutroten Scandalli-Akkordeons, und auf ihrer Stirn tauchen Fältchen der Glückseligkeit auf.

"Eine Frau mit rotem Akkordeon muss alte Seemannslieder können und Lieder über den Zirkus", sagt Guro von Germeten. Das kann sie. Und noch viel mehr. Ein unvergesslicher Konzertabend - in doppelter Hinsicht. Denn Antiquarius-Inhaber Volker Schliwa wird sein Kulturprogramm ab sofort aufgeben müssen, wie er mitteilt. Das Online-Geschäft seines wissenschaftlichen Antiquariats lasse ihm dafür nicht mehr genug Zeit.

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