Ehemalige Ahrweiler Synagoge Hagai Shaham und Arnon Erez musizierten
AHRWEILER · Die Violine sang so hoch und so ergreifend, dass der Fall einer Stecknadel zuweilen einem Erdbeben gleichgekommen wäre. Und auch das Klavier wühlte mit atemlosen Läufen und raumgreifenden Parts auf. Alles außer gleichgültig verlief das Spiel von Hagai Shaham (Violine) und Arnon Erez (Klavier) beim Konzert in der ehemaligen Ahrweiler Synagoge.
Sie packten ihr Publikum vom ersten Ton an, obwohl sie nicht gerade "leichte Kost" mitgebracht hatten, und der Hintergrund war durchaus ernst.
Jüdische Musik an jenen Orten erklingen zu lassen, die den Rassenwahn der Nazis überstanden: Das ist das Konzept der neuen Reihe der Landesstiftung "Villa Musica" mit dem schlichten Titel "Musik in der Synagoge". Dazu gastierten mit jüdischer Musik israelische Künstler in Ahrweiler.
Shaham als einer der meist gefeierten Geiger seines Landes und sein langjähriger Duo-Partner Erez, die einmal mehr ihre Klasse bewiesen. Sie meisterten die Balance zwischen der individuellen Zurückhaltung, die ein Duo-Zusammenspiel zeitweise erfordert, und großer persönlicher Ausdruckskraft, die sie ihren Interpretationen verliehen.
Was diese noch bedeutungsvoller machte, war die Verbindung von Akteuren und Komponisten: Shaham war Schüler der KZ-Überlebenden Ilona Feher, die wiederum eine Schülerin des ungarischen Geigers Jeno Hubay war, mit dem darüber hinaus Johannes Brahms seine dritte Violinsonate uraufführte. Deshalb stand die Brahms-Sonate auch neben Werken der jüdischen Komponisten Hubay und Joseph Achron sowie Ernest Bloch an.
Ein Ruhepol von großer lyrischer Qualität war der zweite Satz der Brahms-Sonate, das Adagio, zwischen unruhig-lauernden Auf- und Abwärtsbewegungen der Violine und ausgelassenen und drängenden Klavierläufen. Zutage trat schon hier, was mit Hubays Nummer vier aus den "Scènes de la Csárda" noch deutlicher werden sollte: ungarisches Temperament und mitreißender Tonfall.
Dramatik und Emotion erfüllten beim Spiel von Shaham und Erez selbst in Sekunden der Stille wie ein Dröhnen den Raum. Dem begeisterten Publikum reichte eine Zugabe nicht. Und längst verziehen hatte es den verzögerten Konzertbeginn durch eine verspätete Anreise der Künstler, zumal die junge Gesangs- und Pianoschülerin Katharina Nadig aus Sinzig mit gemäßigten Songs von Lagy Gaga und Pink am Klavier unterhalten hatte.