"Hairspray" feiert in Köln Deutschlandpremiere

Mit tollen Tanzeinlagen und mitreißender Live-Musik garantiert das Musical gute Laune pur

"Hairspray" feiert in Köln Deutschlandpremiere
Foto: ap

Köln. Verschonen Sie mich heute mit dieser neuen Musik aus Detroit, dafür haben wir den ,Negro-Day´", fährt TV-Produzentin Velma Von Tussle (Nicòle Berendsen) Showmaster Corny Collins (Rob Fowler) über den Mund, als der seine Sendung mit den angesagten Beats ein wenig zeitgemäßer gestalten will.

1962 in Baltimore, USA, stehen weiße Kids auf schwarze Musik. Und Mütter wie Velma wettern dagegen. Das Musical "Hairspray", im Kölner Musical Dome als hinreißende Deutschlandpremiere zu sehen, basiert auf dem gleichen Plot, der schon Tanzfilmen wie "Strictly Ballroom" oder "Dirty Dancing" zum Erfolg verhalf.

Die Jugend rebelliert gegen die Eltern, Musik wird zum Motor des Widerstands, und an vorderster Front kämpft ein Mädchen, das nicht zu den angesagten Schönheitsköniginnen zählt, aber am Ende für ihre Tapferkeit trotzdem mit dem 1. Preis und dem Traumprinzen belohnt wird.

Aber "Hairspray" nach dem Film von John Waters geht einen Schritt weiter: es geht um Toleranz, Gleichberechtigung und Emanzipation auf allen Ebenen. Und Tracy Turnblad (Maite Kelly), das dicke, mutige, haarige Mädchen, das zur "Miss Teenage Hairspray" gekürt wird, muss nicht erst vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan mutieren.

Sie ist schön. So wie sie ist. Ebenso wie ihre Mutter Edna (Uwe Ochsenknecht), die von ihrem Ehemann Wilbur (Leon van Leeuwenberg) für jedes einzelne ihrer vielen Kilos geliebt wird.

Mit Verve und Witz, mit tollen Tanzeinlagen und mitreißender Live-Musik, bonbonbunt und absolut kurzweilig garantiert "Hairspray" knapp zweieinhalb Stunden (die Pause nicht mitgerechnet) gute Laune pur.

Das liegt nicht nur an Kelly und Ochsenknecht, die ihre pfundigen Hauptrollen vollendet, anrührend und komisch zugleich ausleben, sondern auch an stimmstarken Talenten wie Berendsen, Deborah Woodson als Powerfrau und Plattenladenbesitzerin Mothermouth Maybelle oder Jana Stelley, die als Tracys beste Freundin Penny so entzückend mutig-schüchtern rüberkommt, dass sie der heimliche Star dieser Inszenierung ist.

Daniel Berini - er spielt Tracys Schwarm und Teeniestar Link Larkin - dagegen lässt ein wenig von dem Schmelz in der Stimme vermissen, die man von einem "aufblühenden jungen Elvis" eigentlich erwartet.

Spritzige Dialoge, turmhohe Fantasie-Coiffuren, Kostüme wie aus der Konfettischachtel und Regieeinfälle, die, im Stil von Harry Potter, Plakate und Fotos lebendig werden lassen, steigern das Vergnügen noch. Und sogar die, die in der Schule nichts mehr als Völkerball im Sportunterricht gehasst haben, werden hier, in allen Ehren, rehabilitiert.

"Hairspray": Musical Dome Köln, täglich außer montags, Karten im GA-Ticketshop.

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