Und das, obwohl der 1947 in Nürnberg geborene Schauspieler, Fotograf und Regisseur einer der äußerst raren Universalkünstler Deutschlands ist. Mehr als 220 Rollen zählt seine Filmografie, er hat etwa mit Wim Wenders und Steven Spielberg gearbeitet. Zischler übersetzt aus dem Französischen (Jacques Derrida und Jean-Christophe Bailly); er hat Romane ("Das Mädchen mit den Orangenpapieren") und Stadttopografien ("Berlin ist zu groß für Berlin") veröffentlicht und bringt in seinem kleinen, aber feinen Berliner Alpheus Verlag Bücher über Scherenschnitte, Lichtbilder und japanische Hausarchitekturen heraus.

Bei Böttger ist Zischler jedoch diesmal als Verleger zu Gast und stellt kein eigenes Werk vor, sondern das Romandebüt des im Juni dieses Jahres verstorbenen Germanisten Diethelm Brüggemann: "Die Scherbenkrone" (Alpheus, 328 Seiten, gebunden; 19,99 Euro). Auch ein Mann im Hintergrund.

Es ist das fesselnde Drama eines sensiblen Kindes in der deutschen Provinz während des sogenannten "Dritten Reiches". Das Manuskript sei bei drei renommierten Verlagen "auf größtes Interesse" gestoßen, berichtet Zischler. "Dann haben alle kalte Füße bekommen, aus verschiedenen Gründen. Der Autor ist unbekannt, er ist zu alt, man kann mit ihm nicht reisen." Und: "Einerseits gieren die Verlage immer noch nach Stoffen aus der Hitlerzeit, andererseits sagen sie dann, das Thema ist durch."

Brüggemanns Roman habe kaum lektoriert werden müssen, so Zischler. "Es ist starke Prosa." Auch drei Monate nach der Veröffentlichung gebe es noch keine einzige Rezension. "Manche Bücher brauchen Zeit, um ihre Leser zu finden."

Nächster Termin: Dieter Wellershoff ist am Montag, 14.12. (20 Uhr), zu Gast in der Buchhandlung Böttger.