"INBONN" Hans Vetters neue Galerie Kunstraum 21 in der Bonner Nordstadt stellt sich vor

BONN · Die neue Galerie in Bonn liegt vis-à-vis zum Eingang des Frankenbades. Hans Vetter, der freundlich über den Rand seiner Lesebrille guckt, findet das gut. Der Platz sei belebt, die Nähe zum Kunstverein gefalle ihm, und überhaupt sei ihm die Gegend vertraut. Nicht weit von hier habe er schließlich viele Jahre seines Berufslebens als Internist verbracht. Als er dann vor fünf Jahren pensioniert wurde, sei er mit beiden Beinen in die Kunstszene eingestiegen.

 Hans Vetter: Früher Internist, jetzt Galerist.

Hans Vetter: Früher Internist, jetzt Galerist.

Foto: Schonebeck

Vetter übernahm die Kölner Galerie "Kunstraum 21" und führte sie weiter. Mit der Entwicklung am Standort der Galerie in der Kölner Südstadt sei er aber nicht zufrieden gewesen. "Dort ist es mittlerweile sehr unruhig. Mit der U-Bahn werden sie nicht fertig, und der Leerstand bei den Läden nimmt zu. Außerdem kommen die meisten meiner Kunden sowieso aus Bonn." Vor drei Monaten entschied er sich für den Ortswechsel in die Bonner Nordstadt.

Die erste Ausstellung am neuen Standort heißt denn auch folgerichtig "INBONN". Die kleine Gruppenschau stellt nicht nur exemplarisch das Galerieprogramm vor sondern ist auch ein Beleg dafür, wie man mit wenigen, in diesem Falle zehn, ausgesuchten Arbeiten ein Ladenlokal in einen wundervollen Ort verwandelt. Am Eingang begrüßt Babak Saed den Besucher mit einer "Landschaft".

Ein Wort, dessen Buchstaben aus Acrylglas und Edelstahl ihre Sinnfälligkeit zugleich betonen und hinterfragen. Gegenüber zeigt Tinka von Hasselbach mit dem großformatigen "Lago", was sie kann. Hier spiegelt sich eine getreue und trotzdem völlig abstrakte Wiedergabe des Sees. Petra Siering nimmt den Betrachter in drei feinen Öl- und Graphitzeichnungen mit auf eine Reise in die Welt einer Bildhauerin.

Der farbliche Kontrast zu den Arbeiten von Imi Knoebel auf der gegenüberliegenden Wand könnte nicht größer sein. Die beiden Arbeiten aus der Revolver-Edition (2002/2008) mit bunten übereinander geschichteten Kunststoff-Folien möchte man sofort mitnehmen. Auf diesem Niveau wird es weitergehen im Kunstraum 21. Drei weitere "Vorstellungsrunden" plant Hans Vetter für dieses Jahr.

"Wir sind keine Ex-und-Hopp-Galerie", sagt Vetter. "Ist ein Künstler einmal aufgenommen, wird er auch langfristig begleitet und seine Arbeiten werden regelmäßig ausgestellt." Was gut ist und was nicht, entscheide er "aus dem Bauch heraus". Zugute kommt ihm dabei sicher seine Kunsterfahrung, die nicht erst mit dem Galeristenjob begonnen hat. Schon als Medizinstudent sammelte er Kunst, zum Beispiel das Foto von Beuys mit Blinky Palermo.

Jetzt hängt das Bild im kleinen Büro über dem Schreibtisch und erinnert den Galeristen an frühere Zeiten. Dass er inzwischen zunehmend Anfragen von Sammlern habe, die beim Kunstkauf zuallererst an einer baldigen Wertsteigerung interessiert seien, bedauert der Galerist. "Die reden dann von Nachhaltigkeit, aber ich sage ihnen, sie sollen das kaufen, was ihnen gefällt. Der schnelle Deal ist nicht nur riskant, er macht auch den Geschmack kaputt."

Kunstraum 21, Adolfstraße 36; bis 20. April, Di-Fr 14-18, Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung.

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