Haus Schlesien erinnert an Poeten Joseph Freiherr von Eichendorff

Ausstellung zum 150. Todestag - Zerrissen zwischen Lobpreis göttlicher Natur und quälender Sehnsucht

Haus Schlesien erinnert an Poeten Joseph Freiherr von Eichendorff
Foto: Haus Schlesien

Bonn. "Todesahnung" nannte Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff eines seiner letzten Gedichte, nachdem er bereits 1849 den Tod seines älteren Bruders Wilhelm und 1855 seiner Frau Louise betrauert hatte. Er selbst starb am 26. November 1857 im schlesischen Ort Neisse.

Dieses Datum, der 150. Todestag des Poeten, hat das Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott zu der Ausstellung "O Täler weit, o Höhen - Eine Reminiszenz an den schlesischen Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff" bewogen. Revue passieren sollen Stationen seiner Biografie und durch bedeutende Zeitgenossen geprägte Epochenbilder; erinnert wird an sein literarisches Wirken und seine Rezeption.

Geboren wurde Eichendorff 1788 auf Schloss Lubowitz bei Matibor, wo er als Sohn eines Landadeligen eine Kindheit in Unbeschwertheit, doch nicht in Wohlstand erlebte. Schon der Jüngling Eichendorff zeigte Talent. 1803, erst 15-jährig, beklagte er in den Versen "Am Grabe unseres Bruders" den Verlust des jüngsten Eichendorff. Sein Schriftbild, so ist überliefert, war fein und sensibel. "Der Anblick Deiner Handschrift, mein geliebtester Freund, hat mich auf eine Weise gerührt, die ich nicht wiedergeben kann".

Diese von der Hand des Freundes Otto Heinrich Graf von Loeben stammenden Worte fügen sich zutiefst in die Gedanken- und Gefühlswelt der Romantik, der Joseph von Eichendorff, gleichsam Vollender ihrer Poesie, zeitlebens in Romanen und Erzählungen, Epen und Theaterstücken, vor allem in seinen Gedichten Ausdruck verliehen hat.

Manches dieser Gedichte ist in der Ausstellung, die sich zwangsläufig auf Schriftdokumente stützen muss, zu lesen. Sie sind durchdrungen einerseits vom Lobpreis der göttlichen Natur, andererseits von Heimweh, Abschiedsschmerz und von stetiger Sehnsucht. Tatsächlich liest sich Eichendorffs Biografie wie eine lange Wanderschaft mit etlichen Ortswechseln: Gymnasium in Breslau, danach Studien in Halle, Heidelberg und Wien.

Sie brachten ihm, dem katholischen Edelmann in protestantisch-preußischen Staatsdiensten wiederum in verschiedenen Provinzen, keine Karriere, allenfalls ein bescheidenes Auskommen ein. Auch im schließlich herbei gewünschten Ruhestand fand er keine bleibende Heimat. Ermutigung aber und Anerkennung, auch Freundschaft - etwa mit der Familie Schlegel in Wien - wurden ihm als Lyriker und Erzähler zuteil. Früh bewegte er sich in Poetenzirkeln, traf namhafte Vertreter der deutschen Frühromantik.

Seinen bewunderten Vorbildern Clemens Brentano und Achim von Arnim jedoch - ihnen ist die Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" zu verdanken - kam er nicht wirklich nahe. Eichendorffs Wirkungsgeschichte begann, was Notenbeispiele belegen, bereits zu seinen Lebzeiten durch die Musik. Seine Gedichte beflügelten berühmte Komponisten wie Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann zu den schönsten Schöpfungen in der Gattung des Kunstliedes.

Zeitgenössische Buchillustrationen dagegen fehlen in der Ausstellung. Sie zeigt aber, dass auch Nachgeborene wie der Zeichner Hans Volkerts, der 1878 die "Wünschelrute" in historistischem Stil bebildert hat, oder noch heutige Künstler Eichendorffs Schriften ins Bild setzen.

Der Grafiker Christian Mischke beispielsweise hat 1991 einen Radier-Zyklus zum Roman "Ahnung und Gegenwart" in surrealistischer Verfremdung geschaffen. Während die moderne Eichendorff-Rezeption weite Wege bis etwa nach Japan ging, hat sie in Polen erst während der 1990er Jahre eingesetzt. Joseph Freiherr von Eichendorff ist eben doch vor allem ein deutscher Dichter gewesen.

Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter-Heisterbacherrott, bis 2. Dezember; Di bis Fr 10 bis 12 und 13 bis 17 Uhr; Sa und So 11 bis 18 Uhr

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