Haydns Jahreszeiten und Endenicher Herbst bieten buntes Programm

Wunderschöne Klänge bei Konzerten in der Beethovenhalle, dem Clara-Schumann-Gymnasium, dem Theater im Ballsaal und moderne Kunst in der Trinitatiskirche

Haydns Jahreszeiten und Endenicher Herbst bieten buntes Programm
Foto: Horst Müller

Beethovenhalle. Viel vorgenommen hatten sich die Bonner Vokalisten und das Bonner Jugendsinfonieorchester. Immerhin dauert Joseph Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten" gut zweieinhalb Stunden, und an der Aufgabe, die Beethovenhalle mit diesem Werk zu füllen, sind auch schon andere Ensembles gescheitert.

Die Gesamtleitung hatte an diesem Abend Andreas Winnen inne, der musikalischer Leiter des Bonner Jugendsinfonieorchesters ist.

Lutz Schneider, der Leiter der Bonner Vokalisten, der gleichzeitig auch als Stimmbildner und Gesangslehrer arbeitet, hatte mit seiner sonoren Baritonstimme eine der Solistenpartien übernommen und bildete zusammen mit Thomas Klose, Tenor, und Cordula Berner, Sopran, ein stimmiges Solistenterzett.

Die Bonner Vokalisten, die sich für diese Aufführung Verstärkung geholt hatten, harmonierten bestens mit dem Bonner Jugendsinfonieorchester. Andreas Winnen sorgte mit seinem straffen Dirigat für unablässigen Schwung in der Aufführung, vergaß aber auch nicht, den Blick auf Details zu richten.

Das Bonner Jugendsinfonieorchester setzte Winnens Zeichen souverän um, und auch die Bonner Vokalisten erwiesen sich als zwar nicht makelloser aber dafür trotz des klanglichen Übergewichts der Frauenstimmen qualitätsvoller Chor. (Guido Krawinkel)

Clara-Schumann-Gymnasium. Der Figuralchor Bonn wird seit 2003 von Reiner Schuhenn, im Hauptberuf Rektor der Kölner Musikhochschule, geleitet. Unter ihm hat er seine Qualitäten als versierter Kammerchor weiter ausbauen können, wobei das Augenmerk weiterhin vornehmlich auf Rarem liegt.

"Von Liebe, Freud' und Leiden" erzählte das Konzert im Rahmen des Bonner Schumannfests im Clara-Schumann-Gymnasium mit Werken der Romantik von Schumann, Maier, Reinecke, Brahms, Rheinberger und Wolf. Am Klavier gestützt von Christoph Hamm lieferten die Damen und Herren einen nur gelegentlich von einem etwas grell ansprechenden Sopran eingetrübten, durchweg aber homogen und filigran gestalteten Mischklang ab. Dynamische Feinarbeit gelang Schuhenn dabei ebenso wie eine rhythmisch prägnante Akzentuierung. (Fritz Herzog)

Trinitatiskirche. "Ohren auf" für Kinder war beim Schumannfest in der Trinitatis-Kirche angesagt, denn es stand das rührende Märchen "Schwein gehabt!" für Bläserquintett und Borstentier - Douglas Victor Brown (Musik), Hans-Jürgen Schatz (Text) - auf dem Programm.

Wie üblich bei den Piccolino-Kinderkonzerten gab es eine spielerische Instrumentenkunde mit dem Bergischen Bläserquintett, in dem jeder im Rahmen eines "Familientreffens" charakterisiert wurde: Friedemann-Fagott (Stephan Frede), Karl-Klarinette (Wolfgang Weber), Orlando-Oboe (Wolfgang Pohl), Fanny-Flöte (Andrea Will) und Hugo-Horn (Andreas Wiedermann).

So bestens vorbereitet hatten die Kinder sichtlich Spaß an der Geschichte des kleinen Schweinchens Porco: Seine plötzlich entdeckten Gesangskünste bewahren es davor, geschlachtet zu werden, und am Ende trickst es sogar noch seine profitgierigen Besitzer aus.

Mit Verve und Elan spielte das Quintett Browns farbenfrohe und melodiöse Musik - der Sonnenaufgang auf dem norditalienischen Bauernhof wurde lautmalerisch ausgestaltet. Wunderbar komisch gestaltete Erzähler Sebastian Teichner die Gesangsstunde bei Signore Sotto Voce, der verzweifelt versucht, Porco eine Arie von Pergolesi beizubringen. (Thomas Kirchhoff)

Theater im Ballsaal. "Poetischer Extremismus" lautete der Titel eines Konzertes, das das Ensemble Tra I Tempi im Endenicher Ballsaal gestaltete. Das "Erlebnis Neue Musik" - so der Übertitel der Konzertreihe - war in gewisser Weise wirklich extrem, zeichneten sich alle Werke doch durch eine radikale Konzentration auf wenige Parameter aus.

Etwa die Music for Flute von Jay Schwartz: perkussive Elemente, brüchige Klänge und immer wiederkehrende Muster verbanden sich zu einem faszinierenden Kontinuum, das von Evelin Degen ebenso verdichtet wie spannend gespielt wurde.

Noch extremer treibt es Johannes Quint in seiner Studie sublime alterations für Viola solo. In rhythmisch absolut gleichförmigen Schritten wandert das Instrument auf einer Tonskala auf und ab, wobei die unterschiedliche mikrotonale Ausgestaltung dieser Schritte hier interessant ist. Christiane Veltman bot als Solistin ein konzentriertes Vexierspiel.

Mit den Why patterns von Morton Feldman sorgten Evelin Degen (Flöten), Carlos Tarcha (Glockenspiel) und Michael Veltman (Klavier) für einen ruhigen Schlusspunkt. (Guido Krawinkel)

Trinitatiskirche. "Resonanzen" war die als "Actiondrawing" gestaltete Vernissage mit Arbeiten von Angelika Lemb in der Endenicher Tinitatiskirche betitelt. Gezeigt werden noch bis kommenden Freitag Grafiken und Bilder der in Königswinter lebenden Künstlerin.

Als über die bildende Kunst hinaus reichendes, weiteres korrespondierendes Moment versuchte Gareth Lubbe, Bratschist im Leipziger Gewandhausorchester, mit Viola und Obertongesang Antworten auf die ausgesandten sinnlichen Reize zu finden.

Das hat durchaus etwas Meditatives: Während Lemp ihre drei auf dem Boden liegenden Leinwände zunächst mit Leinöl, dann mit schwarzer und gelber Farbe präpariert, "atmet" Lubbe mit einem Instrument gleichsam mit und beginnt, auch vokale Mehrstimmigkeit zu addieren.

Bisweilen erinnert sein Obertongesang an das Geräusch, das bei schnellem Kreisen eines kurzen Gartenschlauches entsteht. Auch wenn nicht wirklich Synergie-Effekte entstanden, gestaltete sich dieser Vormittag im Rahmen des Endenicher Herbstes spannend. (Fritz Herzog)

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