Heinz Kunze begeistert im Brückenforum mit enormer Sprach- und Wortkunst

Matrosen auf Landgang, Quintett auf Brasilien-Tour - Von Bachs Magnificat bis zu Kunzes Liedern

Heinz Kunze begeistert im Brückenforum mit enormer Sprach- und Wortkunst
Foto: Müller

Brückenforum. "Klare Verhältnisse - Intimbereich": Benannte der erste Teil des Programmtitels das aktuelle Album von Heinz Rudolf Kunze, verwies der zweite Teil in (absichtsvoll zweideutiger) Manier auf die kleine Besetzung, in der neue Stücke und Kunze-Klassiker ("Finden Sie Mabel") im Brückenforum zu Gehör gebracht wurden.

Mit einem Keyboarder, einem Gitarristen und dem Pedal-Steel-Gitarristen Martin Huch präsentierte der Entertainer eine schräge Mixtur aus humorvoll-ironischen ("Die Köpfe in der Kühltruhe") und ernsteren ("Schlaf gut"), teils balladesken Liedern, wobei seine Stärke eher in den heiter-süffigen Kompositionen lag. Enorme Sprach-und Wortkunst bewiesen auch die zwischen den Liedern gelesenen schwarzhumorigen Kurztexte über Matrosen auf Landgang und alternde Sugar Daddies.

Die souveräne Band changierte zwischen Blues, Country und Pop und machte den Abend so auch in musikalischer Hinsicht kurzweilig. Der halb gefüllte Saal forderte gleich mehrere Zugaben: Kunze ließ sich nicht lange bitten und dankte unter anderem mit einer vorzüglichen Coverversion von Jerry Lee Lewis` Trinkerlied "What's made Milwaukee famous".

St. Remigius. Das Magnificat von Johann Sebastian Bach und die Paukenmesse von Joseph Haydn standen auf dem Programm eines Konzertes, das Kammerchor und Kammerorchester Röttgen in St. Remigius gaben. Der Auftakt gelang mit Bachs Magnificat sehr vielversprechend: Das Orchester spielte mit viel Nachdruck und großer Spannkraft, der Chor überzeugte mit einer soliden Leistung. Der halligen Akustik der Remigiuskirche trug Dirigent Marc Mönig mit zwar schwungvollen, aber nicht übertrieben schnellen Tempi Rechnung.

Nur die sprachliche Diktion der um Deutlichkeit bemühten Chorsänger hätte angesichts des großen Raumes zuweilen noch klarer ausfallen können. Das war auch das Hauptmanko von Elisabeth Kaiser, die als Solistin mit einer sehr weichen und warmen Sopranstimme überzeugen konnte, der jedoch schärfere Konturen und weniger Vibrato gutgetan hätten. Stimmlich rund präsentierten sich die weiteren Solisten: Evelyn Krahe (Alt), Thomas Iwe (Tenor) und Christopher Adams (Baß). Bei Haydn gingen Chor und Ochester mit viel Musizierfreunde ans Werk, auch wenn es öfter Unsauberkeiten zu konstatieren gab als im Magnificat.

Beethoven-Haus. In diesem Jahr begleitete das "Cuarteto Casals" den spanischen König auf Auslandsreisen - als musikalische Botschafter Spaniens. Keine Frage, dass die Vier einen würdigen Eindruck hinterlassen haben. Denn das Spiel des "Cuarteto Casals" fasziniert durch eine bewundernswerte Geschmeidigkeit und Flexibilität.

Beim Konzert im Beethoven-Haus bewegte sich das Quartett mit großen Sprüngen von der Klassik in die Moderne. Drängendes Spiel, pointiert und durchsichtig, den Diskurscharakter scharf nachzeichnend, vernahm man in Joseph Haydns Quartett op.33 Nr.5. Übernahm im Haydn-Quartett Abel Thomás Realp den Part der ersten Violine, wechselte in Ravels Quartett F-Dur (und auch im folgenden Bartok-Quartett Nr.4) Vera Martínez Mehner auf diese Position.

Ihr Spiel wirkte noch eine Spur wärmer und ausdrucksvoller. Im Ravelschen Quartett betörte eine ungemein reich ausdifferenzierte Klangfarbenpalette, von erregender Intensität erfüllt war Bartoks Quartett Nr.4. Hier sausten Glissandi, knallten die Pizzicati, und wüteten ostinate Akkorde aufs Schönste.

Harmonie. Gelegentlich lädt das Quintett "Sax in the City" des polnischen Saxophonisten Waldemar Leczkowski ein paar Freunde ein, um musikalische Schwerpunkte zu setzen. Bei seinem dritten Projekt war nun Brasilien das Thema in der in der Endenicher Harmonie. Mit Unterstützung des brasilianischen Komponisten, Sängers und Gitarristen Nosly Marinho mitsamt Band sowie einigen Gastmusikern ging es auf zu einer Rundreise, die das Publikum musikalisch nach Brasilien entführte.

Marinho präsentierte einige sehr schöne Stücke aus seiner noch unveröffentlichten CD "Nave Dos Sonhos", während Sängerin Patricia Cruz sich mehr auf Brasil-Klassiker konzentrierte. Für solistische Höhepunkte sorgten unter anderen der Trompeter Christoph Titz, der Tenor-Saxophonist Shawn Spicer und Leczkowski (Alt- und Sopran-Saxophon) selbst.

Landesmuseum. Das "Ensemble in residence" des Rheinischen Landesmuseums, das international renommierte Gamben-Ensemble "Marais Consort", war jetzt mit seinem vorletzten Konzert der Reihe "Zeitsprünge" in der Oberlichthalle des Rheinischen Landesmuseums zu erleben. "Musique de joye", französische Musik aus dem 16. Jahrhundert, stand auf dem Programm.

Die vier Gambisten und Ingelore Schubert auf einem Renaissance-Cembalo boten auch diesmal wieder sehr aparte musikalische Genüsse. Man spielte sorgsam untereinander abgestimmt und klangschön. Unter den Gamben-Adaptionen von durhweg sehr edlen Chansons waren weit mehr elegische als munter-bewegte. In den Stücken für Cembalo solo gab es hingegen die höfisch-tänzerischen, reich ausfigurierten Aspekte der Renaissance-Musik zu bewundern. Schubert bestach dabei mit virtuosem Spiel.

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