Helge Schneider gastiert in Siegburg

Sie lieben ihn eben einfach, ihren Helge, seinen speziellen Humor und sein zielsicheres Wandeln zwischen Absurdität und Albernheit, zwischen Genie und Wahnsinn. Karten für Schneiders "Buxe voll"-Konzert in der Rhein-Sieg-Halle waren schon seit Wochen nicht mehr zu haben. Freie Plätze gebe es in seinen Konzerten nur, "wenn Leute gestorben sind, die schon eine Karte gekauft hatten", erklärt Schneider. Ein Freudentod sozusagen.

Helge Schneider gastiert in Siegburg
Foto: Ingo Eisner

Siegburg. (otn) Er hat schon gewonnen, lange bevor er sich zeigt. In ungeduldigen "Helge"-Rufen entlädt sich die Freude über ein Wiedersehen mit dem Mann, der Nonsens zur Kunst erhebt. Und als der Meister des Klamauks auf der Bühne erscheint, gibt es für seine Fans kein Halten mehr: frenetischer Jubel, noch ehe Helge Schneider ein Wort gesagt, einen Ton gespielt oder gesungen hat.

Sie lieben ihn eben einfach, ihren Helge, seinen speziellen Humor und sein zielsicheres Wandeln zwischen Absurdität und Albernheit, zwischen Genie und Wahnsinn. Karten für Schneiders "Buxe voll"-Konzert in der Rhein-Sieg-Halle waren schon seit Wochen nicht mehr zu haben. Freie Plätze gebe es in seinen Konzerten nur, "wenn Leute gestorben sind, die schon eine Karte gekauft hatten", erklärt Schneider. Ein Freudentod sozusagen.

Er ist skurril, schräg und virtuos zugleich, der Mann, der sich auch Doktor Pillemann nennt. Seine Doktortasche hat er selbst gekauft. Viel fingerfertiger ist der Musiker aus dem Ruhrgebiet ohnehin auf Tasten, Saiten und Xylophon. Gleiches gilt für seine Band. Ein optisches Kuriositätenkabinett, das mit Gitarreiro Sandro Giampietro, Schlagzeuger Willi Ketzer und Rudi Olbrich am Kontrabass wahre Meister ihres Fachs vereint.

Sie jazzen und swingen mit Helge, der in typisch-grotesken Bewegungen über die Bühne stolziert und seine an Skurrilität kaum zu überbietenden Weisheiten singt. Klassiker wie "Texas", "Meisenmann" oder "Wurstfachverkäuferin" versieht er spontan mit neuen Texten, scheint oft am Anfang nicht zu wissen, wo er endet. Nicht selten heißt es abrupt: Schluss.

Fertig ist Schneider schon nach fünf Minuten, gesteht er. Aber er macht weiter, auch nachdem er sich zwölf Minuten später schon total verausgabt hat. Sein livrierter Teekoch Bodo mit der Mozartperücke springt, sobald es seinen Chef nach einem Holztee verlangt. Kein echtes Holz, beschwichtigt Schneider eventuelle Ereiferer: "Gebrauchtes Laminat mit Käsegeschmack."

So recht zufrieden ist er dennoch nicht: Das Kabel seines goldenen Mikrofons ist zu lang, ein Loch in der Bühne erfordert sofortiges Handeln, der Teppich wirft Falten, in der Rhein-Sieg-Halle ist es zu heiß und sein Konzert "nicht eines meiner Besten".

Das sehen seine Fans anders. Und nach einem grandiosen Duett zwischen Udo Lindenberg und Helge über die Einsamkeit - "Wenn Du einsam bist, bist Du nicht allein" - gesteht Schneider: "War eigentlich doch ganz gut." Recht hat er.

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