Poppelsdorfer Schlosskonzerte Heribert Beissel und die Klassische Philharmonie im Schloss

Bonn · "Du hast keinen Begriff davon, wie es unser einem zumute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört", seufzte Johannes Brahms, der lange zögerte, seine symphonischen Erstling zu schreiben.

Vielleicht wäre er ein wenig von seinem künstlerischen Verfolgungswahn geheilt worden, wenn er am Samstag das Eröffnungskonzert der Poppelsdorfer Schlosskonzerte erlebt hätte. Denn der Riese, Beethoven, kann nicht nur marschieren. Er kann auch leichtfüßig und luftig daherkommen. Luftig und hell wie der klare, blaue Abendhimmel über dem Hof des Schlosses.

Hier boten die Klassische Philharmonie Bonn unter Leitung von Heribert Beissel eine auf besondere Art eindrucksvolle 2. Symphonie von Beethoven. Beissel konnte im März nicht nur seinen 80. Geburtstag mit einem großen Konzert in der Beethovenhalle feiern, er steht nun auch 50 Jahre am Dirigentenpult der Schlosskonzerte.

Eingeklemmt zwischen dem genialen Wurf der 1. Symphonie und der gewaltigen "Eroica", fristet Beethovens 2. oft nur ein Schattendasein. Und das völlig zu Unrecht, wie die Interpretation von Beissel und seinen Musikern zeigte.

Kammermusikalisch durchdacht und mit großer Klarheit vorgetragen, wurden die Ecksätze zu einem Hörerlebnis. Denn durch die Gelöstheit der Musik schimmerten stets auch die dramatischen Abgründe durch. Zum Kabinettstück geriet das Scherzo. Wie in einem Bogenschlag zu Beethovens philosophischer 8. Symphonie ließen die Musiker Hintergründigkeit und Heiterkeit zu Zwillingen werden.

Mehrdeutig präsentierten sich auch die Variationen über ein Rokoko-Thema für Cello und Orchester von Peter Tschaikowsky. Ist es ein verkapptes Cello-Konzert oder sind es doch Variationen? Und warum winkt einem noch von Ferne die Gestalt der barocken Ritornell-Form zu?

Die delikate und lichte Interpretation mit einem bestens aufgelegten Justus Grimm am Solo-Cello ließ derartige Fragen vergessen. Der Bogen des Konzertes schloss sich gleichsam schon am Anfang mit einer facettenreich gestalteten "Idomeneo"- Ouvertüre von Mozart.

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