Bonner Schumannfest Herzensangelegenheit und Tastendonner

BONN · Die erste Zugabe ihres Lieder-Abends im Endenicher Schumannhaus war der 1991 in Kairo geborenen Fatma Said eine Herzensangelegenheit: Ein selbst komponiertes, dem Aufstand des ägyptischen Volkes gegen das Mubarak-Regiem gewidmetes Lied, das die Hoffnung hegt, die Revolution im Frühjahr 2011 möge, ungeachtet der gegenwärtigen Verhältnisse, nicht umsonst gewesen sein.

Ungeschützt, ohne Klavierbegleitung, trägt die in Berlin studierende Sopranistin diese Hommage an ihr Volk vor, in ihrer wunderbar klangvollen Muttersprache. Das geht unter die Haut. "Entdeckt" wurde diese noch junge, aber vielversprechende Stimme von Ingrid Bodsch beim Internationalen Schumann-Wettbewerb in Zwickau im vergangenen Jahr. Eine Simme, in deren Mittellage sich ein diskretes Rauschen der Stimmritze einstweilen noch bemerkbar macht, die in der Höhe aber, trotz einiger Schärfe, bereits überzeugend Dramatik entfalten kann und im tiefen Register sogar schon über die verlockende Farbpalette einer "Carmen" verfügt.

Zum Bonner Schumannfest, das unter dem Motto "Schumann und Frankreich" steht setzt man auf den Vergleich: Romantik in deutscher und in französischer Spielart, letztere mit Ausflügen in den Impressionismus. Lieder von Schubert, Robert und Clara Schumann, Brahms und Mendelssohn-Bartholdy, mit Franz Liszt als "Brücke", und sodann Lieder von Fauré, Debussy und Berlioz.

Die Interpretationen Fatma Saids tragen dabei inspirierte, durchaus gültige Züge, die allerdings nicht unwesentlich von der Schwarzkopf- und Fischer-Dieskau-geprägten "Liedpianistin" Claar ter Horst am Flügel mitgestaltet werden.

Auch der Klavier-Abend von Amir Tebenikhin bediente sich des Vergleichs, wobei hier Schumann allerdings gänzlich unberücksichtigt blieb. Bachs Französischen Suiten in G-Dur und c-Moll, deren (Tanz-)Sätze der 1977 in Moskau geborene Pianist sehr unaufgeregt wie Charakterstücke anlegte, folgte mit Mozarts F-Dur-Sonate ein Werk mit schalkhaft verspielten, schon recht virtuosen Zügen.

Frankreich kam nach der Pause ins Spiel mit den letzten sechs Préludes des ersten Hefts von Debussy als temperamentvoll ausformulierte Charakterszenen.

In die Vollen ging's donnernd dann mit Franz Liszt, dessen rauschhaft auf den Klangeffekt abgestellte h-Moll-Ballade und die "Rienzi"-Fantasie von Amir Tebenikhin fast den Flügel sprengend exekutiert wurden.

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