Sankt Martin im Freilichtmuseum Historischer Sankt Martinszug in Kommern

Kommern · Am 6. November zieht ein historischer Zug mit dem heiligen Martin durch das Freilichtmuseum in Kommern. Bei der Ausgabe der Weckmänner strahlen die Kinderaugen.

 Landwirtschaftsmeister Karl-Heinz Hucklenbroich teilt als „Sankt Martin“ seinen Mantel mit dem „Armen“, dargestellt von Antonia Zimmermann, Landwirtin im Freilichtmuseum.

Landwirtschaftsmeister Karl-Heinz Hucklenbroich teilt als „Sankt Martin“ seinen Mantel mit dem „Armen“, dargestellt von Antonia Zimmermann, Landwirtin im Freilichtmuseum.

Foto: lvr

Karl-Heinz Hucklenbroich ist schon als Landwirtschaftsmeister eine stattliche Erscheinung. Doch beim historischen Martinszug im Freilichtmuseum Kommern wirkt der Nörvenicher noch imposanter. Am 6. November trägt Hucklenbroich, Jahrgang 1964, das prächtige Gewand des heiligen Martin und reitet auf seinem Pferd vor Hunderten von Familien über das Museumsgelände.

Schon gegen 17 Uhr ist es recht finster, aber die Familien aus dem ganzen Rheinland trotzen mit ihren Laternen und Fackeln der Dunkelheit. Dabei werden sie unterstützt von den historischen Feuerwehrmännern mit Pechfackeln und den Dorffrauen mit ihren Stalllaternen. Viele kleine Lichtern, vor allem die nach traditioneller Art hergestellten Laternen aus Rüben, erzeugen eine ganz besondere Atmosphäre.

Der Zug startet in der Baugruppe „Westerwald/Mittelrhein“, schlängelt sich durch die „Eifel“ und den „Niederrhein“, vorbei an den zwei historischen Mühlen zum Museumsplatz und gelangt schließlich wieder zurück durch den „Westerwald“ zum Tanzsaal aus Pingsdorf. Gemeinsam singen Eltern und Kinder Martinslieder. Das hat etwas Archaisches – und auf jeden Fall etwas Gemeinschaftsstiftendes.

Ein altes Traktorengespann mit Martinsgänsen und Gänselieseln begleitet den Tross. Liebevolle Details bemerken die Gäste nicht nur an diesem Holzwagen, sondern auch an der gesamten Strecke. Szenen aus der Martinsgeschichte werden nachgestellt. Die Darsteller verharren wie in Stein gemeißelte Sinnbilder für die Geschichte des späteren Bischofs von Tours.

Beliebt wegen Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft

Der Legende nach trat Martin mit nur 15 Jahren in römische Armee ein. Bei seinen Kameraden war er beliebt wegen seiner Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft. Um das Jahr 334 war Martin in der nordfranzösischen Stadt Amiens stationiert. Dort begegnete der Soldat mitten im Winter am Stadttor einem unbekleideten Bettler. Es folgte die berühmte Mantelteilung, das zentrale Element der Martinsgeschichte.

Auch in Kommern wird diese Szene jährlich nachgespielt. Nach zwei Dritteln des Weges kommt es am Martinsfeuer zur Begegnung des heiligen Martin mit dem Bettler. Karl Heinz Hucklenbroich bewegen dann besonders die kleinen Kinder, wenn sie mit großen Augen der Mantelteilung beiwohnen, um danach staunend zu bemerken: „Guck mal, der Martin hat ja wirklich nur noch einen halben Mantel.“ So gehen die Martinslieder gleich ganz anders von den Lippen.

Das Freilichtmuseum organisiert den historischen Zug seit dem Jahr 2000. Anfangs kamen die Menschen aus der näheren Umgebung. Mittlerweile hat sich der Zug Veranstaltung mit einigen hundert Gästen etabliert. Beim Verteilen der Martinswecken nach dem Zug hat vor allem der Heilige Martin alle Hände voll zu tun. Karl-Heinz Hucklenbroich absolviert auch diesen Dienst am Nächsten in vorbildlicher Weise: Jedes Kind bekommt seinen Weckmann persönlich vom Heiligen Martin in die Hand gedrückt, dazu einen freundlichen Gruß und ein Lächeln. Man merkt Hucklenbroich an, wie sehr er in seiner Rolle aufgeht. „Die Wecken-Übergabe an die Kleinsten ist schon bewegend“, sagt er.

Und schön sei es auch, von den Pänz im echten Leben wiedererkannt zu werden. Hucklenbroich berichtet, auch der Sohn eines Kollegen habe ihn kürzlich „enttarnt“, und zwar mit den Worten: „Papa, der Sankt Martin fährt im Museum auch schon mal mit dem Trecker.“ Hoch zu Ross sieht er ihn hier dagegen nur einmal im Jahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Horror, Fußball und Mörderinnen
„Internationales Frauenfilmfestival“ in Köln und Dortmund Horror, Fußball und Mörderinnen
Zum Thema
Aus dem Ressort