Witterschlick Hobbyhistoriker stellt Dokumentation über den Kunibertshof vor

Alfter-Witterschlick · Der Kunibertshof in Witterschlick war über Jahrhunderte einer der größten Höfe in Witterschlick, doch bis auf eine nach ihm benannte Straße erinnert im Ortsbild nichts mehr an seine Geschichte.

Das landwirtschaftliche Anwesen war von 1370 bis 1808 im Besitz des Stiftes Sankt Kunibert in Köln und erhielt daher seinen Namen. Auf Spurensuche hat sich deshalb Klaus Trenkle begeben, in alten Pachturkunden und Büchern gestöbert und eine mehr als zweihundert Seiten starke Dokumentation zusammengestellt, das nunmehr 15. Heft in seiner Reihe von Beiträgen zur Geschichte von Witterschlick.

Der 72-jährige Pensionär und Hobbyhistoriker, der seit rund vier Jahrzehnten in Witterschlick lebt, zeichnet darin die Geschichte des Hofes in der heutigen Duisdorfer Straße vom 14. Jahrhundert bis zu seinem Abriss um 1970 nach. "Die Kopien und Mikrofilmabzüge der Urkunden waren teils schwer leserlich", berichtet Trenkle, der in seiner Dokumentation unter anderem auch über agrarhistorische Aspekte informiert.

Der landwirtschaftliche Betrieb, über dessen Ursprünge nichts bekannt ist, gehörte bis 1368 einem Ritter Sander von Langel. Der Hof kommt durch ein Vermächtnis des Nachfolgeeigentümers Lambert von Reys 1370 in den Besitz des Kölner Stiftes Sankt Kunibert und wurde seither - meist für zwölf Jahre - verpachtet.

Mit dem Zahlen einer Pacht ist es freilich nicht getan, wie einem Pachtbrief von 1486 zu entnehmen ist. Naturalien wie Getreide, Hühner und Eier sowie Bargeld erhalten darüber hinaus der Pastor und der Schultheiß in Witterschlick, der Kölner Erzbischof als Landesherr und die Deutschherren in Hersel.

Mitte des 16. Jahrhunderts umfasst der Kunibertshof mehr als 70 Hektar Wald, Wiesen- und Ackerfläche. Ein Jahrhundert später ist das Areal auf mehr als 85 Hektar gestiegen, und das Stift benötigte 100 Grenzsteine, um seinen Besitz zu markieren. Danach nimmt Köln die Waldfläche in eigene Verwaltung.

Nochmals hundert Jahre später - 1750 - erfolgt ein Neubau des Hofes mit einer Inschrift am Wohngebäude, die bis zum Abriss um 1970 zu lesen war: "Anno 1750 den 14. April hat ein hochwürdig Capitel zu Sancti Cunibertz dieses Haus undt Stall new aufrichten lassen durch Herren zum Putz Bawmeistern dem zeitlichen Halfen Wilhelm Streng Catharina Krupsel."

1794 wird letztmalig eine Pachturkunde samt Abgabenverzeichnis erstellt. Darin wird unter anderem auch geregelt, dass das Pächterehepaar dem Wald jährlich fünf Klafter Holz entnehmen darf und als Gegenleistung pro Jahr 20 neue Eichensetzlinge pflanzen muss. Damals umfasst die Hoffläche nur noch gut 30 Hektar. Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts im nunmehr französischen Rheinland geht die Geschichte des Kunibertshofes als Stiftshof zu Ende. Mit einer Fläche von 25 Hektar wird er dann bei einer Versteigerung 1808 vom letzten Pächter, Heinrich Tondorf, erworben.

Hier wie allgemein an Rhein und Mosel entsteht in Rheinpreußen bereits um 1820 eine neue "Classe", die Johann Nepomuk Schwertz seinerzeit so beschreibt: "Der Name Bauer ist, bei der Gleichheit der Bürgerrechte und der Aufhebung aller Privatzwangmittel, kein Schand- und Spottname mehr. Die Unabhängigkeit, die Selbständigkeit, eine Art von Wohlstand, geben auch dem Ungebildeten eine bisher unbekannte Kraft und entwickeln in ihm ungeahnte Fähigkeiten."

In den Folgejahren kommt es zu Erbteilungen; um 1900 ist das Gut zersplittert. 1896 vernichtet ein Brand die Ökonomiegebäude des Hofes. Ob und in welchem Umfang seitdem noch Landwirtschaft betrieben wurde, ist nicht bekannt. Das einzig verbliebene alte Wohngebäude wird um 1970 schließlich abgerissen und weicht dem Neubau von Wohnhäusern.

Heft 15 "Der Kunibertshof - 600 Jahre Ortsgeschichte von Witterschlick" gibt es für 20 Euro bei Klaus Trenkle, Rufnummer 0228/642353.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort