Martin Maus Hobbysammler stiftet heimatgeschichtliches Privatarchiv dem Gutenberghaus

Bad Honnef · Als Martin Maus 1982 auf dem Pariser Flohmarkt durch Zufall alte Postkarten aus dem Siebengebirge entdeckte, wurde seine Sammelleidenschaft entfacht. Ein junger französischer Leutnant hatte kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs seiner Mutter vom Rolandsbogen aus geschrieben, wie wenig ihm der Federweiße aus der Region bekommen war.

 Beim Sichten alter Dokumente: Renate Mahnke und Martin Maus.

Beim Sichten alter Dokumente: Renate Mahnke und Martin Maus.

Foto: Frank Homann

So trivial der Inhalt dieser Karte auch schien, so gab sie doch einen kleinen lebendigen Einblick in eine Zeit, die bis auf Geschichtsbücher kaum mehr greifbar war. Über die Jahre wuchs Maus' Sammlung zu einem eigenen Archiv stattlichen Umfangs heran. Dieses stiftete er nun dem Verein "Haus Gutenberg" für dessen bald fertiggestelltes Heimatkundemuseum.

Unzählige Originalausgaben der ehemaligen Honnefer Volkszeitung, zahllose Schriften, Dokumente und Urkunden sowie Postkarten bereichern jetzt das Archiv des Vereins. "Ich bin nun einmal auch nicht mehr der Jüngste", so Hobbysammler Maus, der in seinen Siebzigern steht, "und bevor meine Sammlung irgendwann, wenn ich nicht mehr bin, auf den Müll kommt, soll lieber die Öffentlichkeit noch lange ihre Freude daran haben."

Und Freude haben werden Geschichtsliebhaber auf alle Fälle, denn in Maus' Archiv verstecken sich einige echte historische Leckerbissen: So versetzen alte Quellen den Betrachter etwa zurück in eine Zeit, als jeden Morgen und Abend die Gaslaternen auf den Straßen Honnefs von Hand an- und ausgesteckt wurden, als in der Stadt ein Doppelmord geschah - oder als Königin Emma der Niederlande es der schwedischen Majestät Sophie gleich tat und sich im beschaulichen Rheinörtchen zur Kur niederließ. An ihrer damaligen Residenz auf der Hauptstraße laufen heute täglich Hunderte Honnefer vorbei, ohne zu ahnen, von welcher lokalgeschichtlichen Bedeutung das Gebäude ist.

Genau das möchten Martin Maus und Renate Mahnke, die Gründerin des Trägervereins, ändern. "Unser Ort birgt so viele Geschichten, das darf einfach nicht alles verloren gehen", so Maus. Die Historikerin ergänzt: "Wir wollen Honnefer Lokalgeschichte wieder begreifbar machen, wieder aufleben lassen." So solle die Stadt endlich ein "Gedächtnis" verliehen bekommen, denn ein umfangreiches Stadtarchiv suche man bislang vergebens.

Die Arbeit ist jedoch noch keineswegs getan. Bevor das Museum eröffnet werden kann, müssen sämtliche historischen Objekte erst einmal archiviert und katalogisiert werden. "Ich bin mir sicher, dass unser Projekt etwas Tolles wird", zeigt sich Mahnke zuversichtlich. Zugleich ruft sie alle Honnefer Bürger auf, mitzuhelfen: "Wer zu Hause noch alte Postkarten, Bilder, Zeitungen, Dokumente oder sonstige Quellen aus der Zeit von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart hat, die im Keller oder auf dem Dachboden verstauben, würde uns mit einer Spende eine riesige Freude machen."

Wer den Verein mit historischen Quellen unterstützen möchte, erreicht Renate Mahnke unter der Rufnummer 02224/9870950 oder per E-Mail an info@gutenberghaus.org. Die allererste Ausstellung im Haus Gutenberg an der Hauptstraße (über der Buchhandlung Werber) ist am Sonntag, 20. Oktober, von 10 bis 13 Uhr erstmalig für die Öffentlichkeit zugänglich. Thema ist die Geschichte des Hauses Werber, der Familie Werber und des Buchdrucks in Bad Honnef.

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