Hochschulorchester von Hanoi gastiert in Beethovenhalle

Vietnamesisches Orchester legte beeindruckende Klangqualitäten an den Tag

Hochschulorchester von Hanoi gastiert in Beethovenhalle
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Max Bruch, so erzählte Dirigent Peter Gülke in seiner Einführung, habe sich zu Tode geärgert, weil er immer nur auf dieses eine Violinkonzert reduziert wurde.

Gülke und das Orchester der Vietnam National Academy of Hanoi spielten das g-Moll-Konzert op. 46, das seinem Schöpfer so viel ungeliebten Ruhm eingebracht hat, beim zweiten Konzert im Rahmen des Orchester-Campus in der Beethovenhalle dennoch.

Und zwar so berückend schön, dass man unweigerlich verstehen musste, warum dieses Werk so heiß geliebt wird. Das Adagio etwa war ein Meisterstück, ein Kontinuum verträumter Zeitlosigkeit, bei dem man sich am Ende nur wunderte, dass es schon vorbei war.

Hier legte das vietnamesische Orchester Klangqualitäten an den Tag, die deutlich machten, wie intensiv man in den vergangenen Tagen gearbeitet hatte. Zwar gab es hinsichtlich der Intonation von Bläsern und Streichern auch noch das ein oder andere kleine Defizit, und auch die Klangbalance war - wie etwa zu Beginn des Kopfsatzes, als die Bläser ein wenig brutal mit der Tür ins Haus fielen - nicht immer optimal ausbalanciert.

Doch es war offensichtlich, dass hier ein wissbegieriges und ehrgeiziges Ensemble die Lektionen Peter Gülkes geradezu aufgesogen hatte und bereitwillig umsetzte. Auch Solist Bùi Công Duy beeindruckte mit einer blendenden Virtuosität und einem seelenvollen Geigenton.

Begonnen hatte das Konzert mit Ludwig van Beethovens Ouvertüre zu "Die Geschöpfe des Prometheus". Hier artikulierte das Orchester blitzsauber, obwohl Gülke ihm mächtig einheizte und es ungestüm durch die Partitur trieb. Markant setzte man immer wieder die Tutti-Schläge in Szene, die das Stück durchziehen.

Auch bei der abschließend gespielten vierten Sinfonie von Robert Schumann machte das Orchester eine überaus gute Figur. Energisch und mit viel Brio nahm man den Kopfsatz, das Scherzo spielte man sehr kraftvoll und das Finale mit sympathischem Schwung.

Auch hier zeigte sich, dass das Orchester aus Hanoi auf einem guten Weg ist. Gülkes aus der Erfahrung eines Pädagogen und Dirigenten entwickelte Intentionen setzte es jedenfalls mit bemerkenswerter Genauigkeit um.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort