Kölner Philharmonie Hommage an Bach

KÖLN · Ein solches Gipfeltreffen von Pianisten erlebt man nicht alle Tage. In der Reihenfolge des Programmheftes: Ragna Schirmer, Kit Armstrong, Matthias Kirschnereit, Andrea Lucchesini. Welcher Komponist kann hierfür das Material liefern?

 Kit Armstrong bei der Probe in der Philharmonie.

Kit Armstrong bei der Probe in der Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Nur Johann Sebastian Bach. Doppelkonzerte gibt es so manche, auch aus späterer Zeit (etwa von Mendelssohn). Aber für ein Viererpack müsste man abseits von BWV 1065 schon sehr auf die Suche gehen.

Auch Bach hat diese Besetzung nur einmal ausprobiert, wobei er auf ein Konzert von Antonio Vivaldi für vier Violinen zurückgriff. Die hier noch garantierte Klangdurchsichtigkeit geht bei der Klavier-Version zwangsläufig etwas verloren. So bedeutet die Feststellung, dass die Interpreten gerade bei diesem Werk ein Höchstmaß an Durchsichtigkeit erreichten, besonderes Lob.

Eine Bewertung pianistischer Individualität ist hingegen kaum möglich, auch wenn das Werk immer wieder solistische Passagen bereit hält. Immerhin kann man für die dem Publikum am nächsten sitzenden Spieler festhalten: Ragna Schirmers schon mal etwas verwischtem Anschlag hielt Kit Armstrong eine nachgerade tänzerische Fingerfertigkeit entgegen, welche auch visuelle Beweiskraft für sein überragendes Spiel war.

Kit Armstrong, trotz seiner 19 Jahre noch wie ein "Kid" wirkend, war zweifelsohne der aufregendste Pianist des Abends. Die Elogen seines Lehrers Alfred Brendel werden für sein Ausnahmetalent immer wieder gerne zitiert. In der Philharmonie wurden sie bestätigt. Kit Armstrongs Spiel ist gleichermaßen prägnant wie poesieerfüllt, wobei die Anwendung von Rubati Bach-Puristen möglicherweise schon etwas zu weit geht.

Armstrongs Anschlag besitzt Motorik und Energie, scheint aber doch stark von Schubert & Co. beeinflusst. Bach-fremd wirkt das Spiel des Pianisten deswegen aber in keinem Moment.

Andrea Lucchesini vertrat (auch beim Konzert BWV 1063 für drei Klaviere) stilähnlich eine stärker maskuline Note, was in toto auch für Matthias Kirschnereit gilt, der mit Kit Armstrong bei BWV 1061 duettierte.

Um es nicht zu vergessen: es handelte sich um ein orchesterbegleitetes Konzert. Somit ist das Bach Collegium München (Leitung als Konzertmeister: Florian Sonnleitner) notwendigerweise zu erwähnen.

Mehr muss es aber nicht sein, denn das strohig fade Spiel des Ensembles stand zur perlenden Pianistik der Solisten in einem denkbar großen Gegensatz. Stilüberzeugtes Non-Vibrato (keineswegs des Weisheit letzter Schluss) sollte zumindest zu keinen klanglichen Auszehrungserscheinungen führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort