CD der Woche Hommage an den Kollegen Esbjörn

Bonn · Der finnische Jazzpianist Iiro Rantala erinnert in der Berliner Philharmonie an den Schweden Svensson und sein legendäres Trio e.s.t. Die gelungene CD heißt "Lost Hero – Tears for Esbjörn"

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Foto: ACT

Der finnische Jazzpianist Iiro Rantala ist, selbst exzellenter Komponist, ein Musiker, der sein Koordinatensystem offenlegt und sich nie zu schade ist, sich aus tiefem Herzen zu bewunderten Kollegen zu bekennen. Das macht ihn so sympathisch und seine Interpretationen so hörenswert. Rantalas Fixsterne sind die Beatles – allen voran John Lennon (im Album „My Working Class Hero“) – außerdem Thelonious Monk, George Gershwin und Johann Sebastian Bach (im Album „My History of Jazz“), schließlich die Jazzer Toots Thielemans und Charlie Parker (Album „Lost Heroes“). Auf jenem Album von 2014 bekannte er sich mit „Tears for Esbjörn“ auch zu dem großartigen, 2008 tragisch verunglückten schwedischen Pianistenkollegen Esbjörn Svensson, der mit seinen fulminanten Improvisationen am Piano, aber auch mit seinem großartigen Trio e.s.t. Jazzgeschichte geschrieben hat.

Rantala hat um „Tears for Esbjörn“ herum im Oktober 2015 in der Berliner Philharmonie ein Konzert organisiert, das nun unter dem Titel „Lost Hero – Tears for Esbjörn“ als Live-CD erschienen ist. Rantala interpretiert zusammen mit Ulf Wakenius (Gitarre), Lars Danielsson (Bass) und Morten Lund in erster Linie Stücke von e.s.t. Den Vokalpart übernimmt Viktoria Tolstoy, leider die einzige Schwachstelle in diesem Traumensemble, sieht man einmal von ihrem Anteil an der Schlussnummer „Imagine“ von Lennon ab, wo sie ihre Stimme wunderbar als Instrument einsetzt. Ansonsten ist sie für die Abteilung Emotion zuständig mit anschwellendem Gesang und eher kitschigen Arabesken.

Ganz anders Rantala und seine tollen Instrumentalisten. Wie sie sich der e.s.t.-Hymne „Dodge The Dodo“ nähern – ein Improvisations-Traum in 10:27 Minuten – ist ein Erlebnis, ebenso das unterkühlte „From Gagarin's Point of View“. Fantastisches Zusammenspiel, wunderbare Ideen. Wenn „Imagine“ auf dem Zettel steht, zuckt der Lennon-Freund gemeinhin zusammen. Es gibt fast nur schlechte Covers. Rantala sei Dank, wird auch dieser Hero musikalisch anspruchsvoll gewürdigt.

Jazz at Berlin Philharmonic V. Lost Hero – Tears for Esbjörn. (ACT). Konzert: Iiro Rantala spiel mit Marius Neset heute, 20 Uhr, im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses

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