Stab Webb im Kubana in Siegburg Hühnerhaufen mit unverwechselbarem Klang

SIEGBURG · Die, die ihn kennen und lieben, nennen ihn bewundernd "Stan The Man". Der 67-jährige Stan Webb ist ein Wegbereiter des englischen Bluesrock. Ende der 60er Jahre zählte er mit seinem Chicken Shack ("Hühnerhaufen") zu den populärsten Bands der britischen Bluesbewegung - neben John Mayalls Bluesbreakers, Ten Years After und Peter Green's Fleetwood Mac.

 Rente, nein danke: Stan Webb alias "Stan The Man" wirkt bei seinem Auftritt in Siegburg gelöst und spielfreudig.

Rente, nein danke: Stan Webb alias "Stan The Man" wirkt bei seinem Auftritt in Siegburg gelöst und spielfreudig.

Foto: Horst Müller

Mit "I'd Rather Go Blind" und "Poor Boy" schafften sie gute Platzierungen in den britischen Single-Charts. Es folgten weniger gute Jahre, in denen Stan seinen Hühnerhaufen nicht zusammenhalten konnte und eher unzufrieden in wechselnden Bands spielte. Er geriet mehr oder weniger in Vergessenheit.

Erst mit seinem Schweizer Manager Markus Gygax kam er wieder in die Spur des Erfolgs. Als dieser vor fünf Jahren starb, fiel Stan in ein Loch. Jetzt hat er wieder einen Manager. Und er hat Auftritte, die er sichtlich genießt. So auch am Freitagabend im Siegburger Club Kubana.

Zwei Tage vor seinem 67. Geburtstag wirkt er im gewohnt übergroßen weißen T-Shirt kein bisschen wie ein Rentner. Schon beim zweiten Stück, dem B.B. King-Cover "The Thrill Is Gone", weiß man, was diesen Mann auszeichnet. Wie nur wenige kann er sich Stücke einverleiben und ihnen einen eigenen, unverwechselbaren Sound geben. Nur die Melodie erinnert an Kings melancholische Ballade. Die Gitarre ist ganz "Stan The Man".

Geschmeidig wechselt er zwischen gefühlvoll leisen Meditationen und brachial lauten Ausbrüchen. Bei "C.S. Opera", das er über 20 Minuten ausspielt, steigert sich Stan Webb zu einer rasenden Fahrt durch die Hölle. Kraft und Energie bündeln sich zu einem eruptiven Ereignis. Leider kann seine Band nicht immer mit seiner Dynamik mithalten. Der leicht schläfrige Herr, der Stans langjährigen Weggefährten Jim Rudge am Bass ersetzt, griff allzu zögerlich in die Saiten.

Aber Stan wischt hörbare Schwächen mit seiner Gitarre und seiner Stimme beiseite. Früher eher ein Krähen denn ein Singen, ist seine Stimme mit den Jahren immer besser und zu einem eigenen Instrument geworden. "Nur Pavarotti ist besser" - sagte er einmal scherzhaft in einem Interview.

Ein wenig Ernst war dabei. So gehört das letzte Stück des Abends, "I'd Rather Go Blind", am Ende ganz seiner Stimme. Er nimmt sich das Mikro, springt von der Bühne und singt so herzerwärmend, dass den Zuhörern die Knie weich zu werden scheinen. Riesiger Beifall für einen Bluesrocker, der noch lange nicht in den Ruhestand geht.

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