lit.Cologne Ich bin so wild nach deinem Gummihund

Köln · Absonderliche Lüste: Hannelore Hoger und Richy Müller lesen im Tanzbrunnen über Fetischismus. Mancher mag jedoch ein wenig enttäuscht gewesen sein.

"Ich bin so wild nach deinem Gummihund!" - der Titel weckte Interesse. Doch mancher mag ein wenig enttäuscht gewesen sein von der Veranstaltung im Tanzbrunnen. Der Blick in den Garten absonderlicher Lüste erwies sich als eine Kulturgeschichte des Fetischismus - zwar mit mehr oder weniger drastischen Beispielen, aber immer geadelt durch die literarische Umsetzung.

Die Texte, die Hannelore Hoger und Richy Müller zur Moderation von Jörg Thadeusz (bekannt als RBB-Talker) augenzwinkernd vortrugen, waren nicht tiefer gelegt als nötig, um dem Publikum begreiflich zu machen, dass es wohl keinen Gegenstand auf Erden gibt, der nicht zum Objekt fehlgeleiteter Libido taugt. Klassiker sind seit Alters her Damenschuhe und -strümpfe, begeistert besungen schon von Restif de la Bretonne (1734-1806) und Gustave Flaubert (1821-1880), der seine Geliebte Colette nie geheiratet hat, weil er nur den Fuß und nicht die ganze Frau wollte.

Immerhin hat dieser Körperteil ja noch etwas mit dem Menschen zu tun - was man von Bade-Entchen im Sado-Maso-Look und Kristallschalen nicht behaupten kann. Gummimäntel muten im endlosen Fetisch-Reigen fast spießig an, und die beiden jungen Männer mit den Hundemasken, die den Vortrag tanzend illustrierten, würden vermutlich nicht mal in der Disco Aufsehen erregen.

Elf Untergruppen zum Thema Fetischismus benennt allein das klinische Wörterbuch "Pschyrembel", von "Jonglage" bis "Urin" - "da dürfte doch für jeden was dabei sein", wie Thadeusz trocken bemerkte. Die Ärzte Richard von Krafft-Ebing, Magnus Hirschfeld und Siegmund Freud forschten fleißig auf dem ergiebigen Feld, James Joyce outete sich bei seiner Nora als Gourmet, und die zarte Anais Nin schrieb einen unverblümten Text über einen pubertierenden Knaben, der von intimen Kleidungsstücken seiner Gouvernante in Raserei versetzt wurde. Ein amüsanter Abend, von Benjamin Dittmann und Jan Valk mit Delikatesse konzipiert.

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