Die Monroe auf der Theaterbühne "Ich - Marilyn" begeistert im Kleinen Theater

Bad Godesberg · Chris Pichler begeistert das Publikum im Kleinen Theater Bad Godesberg mit „Ich – Marilyn“. Es ist ein Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit.

 Schön ausgeleuchtet: Chris Pichler als MM.

Schön ausgeleuchtet: Chris Pichler als MM.

Foto: Kleines Theater

Die Frau ist einfach ein Phänomen. Eigentlich beide: die erzählte Figur und ihr Bühnen-Alter-Ego. Die österreichische Schauspielerin Chris Pichler begeisterte im Kleinen Theater bereits mit ihrem Solo "Romy Schneider – Zwei Gesichter einer Frau" und feierte hier 2018 die Uraufführung ihres Stücks "Elisabeth – Kaiserin der Herzen." Jetzt gastiert sie mit ihrem Programm "Ich – Marilyn", mit dem sie schon auf vielen großen Bühnen erfolgreich auftrat, unter anderem am Staatstheater Wiesbaden und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Marilyn Monroe also, die berühmteste Blondine des 20. Jahrhunderts, Sexsymbol und Filmikone.

Pichler verkörpert mit weißblonder Perücke fabelhaft genau die legendäre Kultfigur, ihre Bewegungen und ihr auf zahllosen Bildern festgehaltenes strahlendes Lachen. Aber sie kopiert nicht einfach den kapriziösen Weltstar, der seine erotische Ausstrahlung als Geschäftsmodell nutzt, lustvoll für Aktfotos posiert und schamlos nach Lebensglück verlangt.

Pichler zeigt auch die ehrgeizige Künstlerin und die verletzliche Frau, die sich aus prekären Verhältnissen hocharbeitete in die Kino-Traumfabrik und das Milieu der Schönen und Reichen. Geboren 1926 in Los Angeles als Norma Jeane Mortenson, als uneheliches Kind in Pflegefamilien und Waisenhäusern aufgewachsen, mit 16 Jahren erstmals verheiratet. Von zahlreichen Männern begehrt und immer auf der Suche nach echter Liebe.

Keine chronologisch erzählte Biografie

Pichlers selbstverfasster und -inszenierter Monolog ist keine chronologisch erzählte Biografie, sondern ein Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit, eigenen und fremden Illusionen. Schön ausgeleuchtet zwischen Rotlicht, Hollywood-Scheinwerfern und einem luftigen Bett als Hauptrequisit. Nur zitiert wird das über einem U-Bahn-Schacht hochgewehte weiße Kleid, das Marilyns Kurzzeit-Gatten Joe DiMaggio, einen ehemaligen Baseballstar, zur eifersüchtigen Weißglut brachte. Ebenso die hübsche Anekdote, dass sie im Bett nur ein paar Tropfen Chanel Nr. 5 trage. Bezeugt ist ihre Schlagfertigkeit ("Hatten Sie wirklich nichts an? – Doch, das Radio"), ebenso wie ihr mutiger Einsatz für ihren dritten Ehemann Arthur Miller, der 1957 vor der berüchtigten McCarthy-Kommission als Kommunistensympathisant denunziert wurde.

Natürlich dürfen berühmte Songs wie "My Heart Belongs To Daddy" oder das freche "Diamonds Are A Girl’s Best Friend" nicht fehlen. Unter die Haut geht "I’m Through With Love" aus dem Kinohit "Manche mögen’s heiß". Manchmal greift Pichler zum historischen Standmikro, das meiste präsentiert die exzellente Sängerin jedoch unplugged zur vom Band eingespielten Instrumentalmusik.

Sie lässt mit leiser Ironie diverse intime Beziehungen Revue passieren wie beispielsweise die zu dem französischen Schauspieler Yves Montand und andere schmerzliche Erfahrungen. Zur ernsthaften Charakterdarstellerin bei Lee Strasberg ausgebildet, hing ihr das Image als freizügiges Pin-up-Girl doch immer nach.

Tod im August 1962

Ihr spektakulärer Auftritt zum Geburtstag des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy bleibt hier eher so marginal wie die Spekulationen um Marilyns Tod im August 1962. Emotional eindringlich, aber durchaus auch witzig mit perspektivischer Distanz spielt Chris Pichler die phänomenale Karriere einer eigenwilligen Komödiantin, die zwischen naiver Euphorie und splitternackter Verzweiflung verglüht. Einsam in einem Hotelzimmer, gezeichnet von Alkohol und Psychopharmaka, mit einem rosa Telefon am Bett. Und einem aufgedrehten rosa Spielzeughündchen als letztem Begleiter.

Nach zwei reizvollen Theaterstunden (inklusive Pause) Standing Ovations und etlichen Bravi für eine schauspielerische Hochleistung mit intelligenter Tiefenschärfe aus dem bei der Premiere leider nur zu knapp 70 Prozent besetzten Zuschauerraum.

Nächste Vorstellungen vom 4. bis 7. Februar, weitere Aufführungen vom 11. bis 27. Februar fast täglich. Ticketreservierungen unter 02 28/36 28 39, Spielplaninfos unter www.kleinestheater-badgodesberg.de.

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